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Competition News

Campeonato Brasileiro / Pre-PWC

Tag 2, Task 2

Jörg Ewald, 2. September 2019
Nachtrag zu Task 1 gestern: Nachdem über Nacht die Scoring-Formel geändert wurde (von PWC 2017 auf PWC 2016) und bei der Auswertung die angekündigte, geringe Toleranz zur Anwendung kam (was 7 Piloten die ins Ziel geflogen waren, zurückwarf weil sie Bojen verpasst hatten), veränderten sich die Resultate zu meinen Gunsten, und somit ist mein erster internationaler Task-Sieg seit 2007 Tatsache. Task 2: Der Tag begann grau, komplett abgedeckt, trotzdem fuhren wir hoch, am Startplatz erwartete uns ein strammer Wind von vorne, der zwischendurch aber auch mal um 180 Grad drehte. Die Wolken brachen immer mehr auf, und verschwanden dann doch recht überraschend komplett zwischen zwei Mal hochgucken. Die Tagesaufgabe hatte eine ähnliche Form wie die gestern, aber wurde etwas mehr in den Süden verlegt, da der Wind doch eher nördlich und eher stärker erwartet wurde. Kaum schloss der Meet-Director das Briefing, brach eine aufgeregte Diskussion zu den (gestern gesetzten!) GAP-Parametern los, ein Pilot hielt einen minutenlangen Monolog in stark erhöhter Lautstärke, andere nickten oder schüttelten ihre Köpfe. Sämtliche Versuche von Vinicius, dem Meet-Director, die Diskussion abzubrechen und uns in die Luft zu bringen, scheiterten. Anscheinend hatte er die Hitzköpfe am Vorabend schon gebeten, ihre Bedenken schriftlich als offiziellen Complaint einzureichen - was nicht geschehen war. Schlussendlich wurden als Kompromiss Nominaldistanz und -Zeit reduziert, dann durften wir endlich starten. Ich ging als zweiter raus, dann kam lange niemand mehr, weil ich anfänglich doch etwas Mühe hatte, die vom starken und aus ungewohnter Richtung blasenden Wind zerrissene Thermik zu nutzen. Mit der Zeit ging das dann immer besser, immer mehr Piloten halfen mit, die Schläuche zu finden. Weniger geholfen hat, dass ein Pilot "vergass" dass in unserem Kalender ab und zu zwei ungerade Tage hintereinander liegen können, wir also zwei Mal hintereinander vor dem Start links rum drehen. Nach dem Motto "was, ein Falschfahrer, das sind ja hunderte!" zerschoss er immer wieder unsere Pulks und liess sich auch durch Funkansagen der Wettkampfleitung und Zurufen keines Besseren belehren. Windig war's, die Wolken nahmen laufend zu, ich sehnte mir den Start herbei. Aber genau als der dann kam, war ich nicht so ideal positioniert, und weil in Richtung nächster Boje eh alles im Schatten lag, blieb ich zurück um noch einmal richtig Höhe zu machen. Exakt eine Stunde später war ich immer noch an der gleichen Stelle, zusammen mit einer kleinen Gruppe inklusive dem Brasilien-Auswanderer Roland Zgraggen. Wir waren (alle in die gleiche Richtung drehend) einige Male über Grathöhe gestiegen, aber keiner hatte Lust, so tief loszufliegen. Der Rest des Felds war schon längst am Horizont entschwunden. Die nächste längere Sonnenphase brachte uns auf knapp 1900m, und endlich gingen auch wir die Aufgabe an. Das funktionierte für den grössten Teil der Gruppe genau bis zur Boje, wo sie landen mussten. Roli, ein Brasilianer und ich schafften es noch ein gutes Stück weiter, der beste Teil des Flugs waren die rund 5 km, die ich - unter geschlossener Wolkendecke - umgeben von hunderten von Urubus, der lokalen Geierart, zurücklegte. Diese Vogelwolke zeigte mir immer genau an, wo gerade das stärkste Steigen zu finden war. Die Vögel verhielten sich ganz anders als sonst in der Thermik, sie wirkten verspielt, jagten sich gegenseitig, machten Kapriolen wenn sie ein besonders starkes Steigen erwischten und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie das ganz lustig fanden, dass ich mit ihnen mitspielte. Hinter den Urubus wurde der Himmel immer dunkler, nach ein paar Regentropfen glitt ich dann über den inzwischen gelandeten Roli hinweg aus. Wählte einen kahlgeernteten Hügel (das reduziert das Risiko, von einer illegalen Stromleitung aus dem Himmel gesiebt zu werden) unweit der Hauptstrasse und landete. Der Handyempfang war eher schwach, also machte ich mich zu Fuss auf den Weg zur Hauptstrasse. Der Weg, den ich dafür aus der Luft ausgewählt hatte, erwies sich am Boden als Sackgasse, schlussendlich marschierte ich rund eineinhalb Stunden bis zur Strasse. Die Sturmböen sorgten zum Glück für etwas Abkühlung. Bei der Hauptstrasse angekommen, trafen der Laster, der jeweils unsere Schirme zum Starplatz fährt, und das Gewitter genau zur gleichen Zeit ein. Schwein gehabt! Im Hauptquartier erwartete mich heute Rafael Saladini, der sich für seine penetrante Rechtsdreherei und Rechthaberei vor dem Start gar nicht genug entschuldigen konnte. Den Witz vom Falschfahrer hatte er noch nicht gekannt. Ausbeute heute: Niemand kam ins Ziel, der Sieger legte von den 79 geplanten Kilometern deren 65 zurück, ich schaffte 35, Rang 48. Overall führt nun Mauricio de Albuquerque (lustig, nach Albuquerque werde ich im Oktober reisen), ich stehe auf Rang 6. Das ist allerdings noch alles mit viel Vorsicht zu geniessen, derzeit ist ein Complaint hängig gegen die ad-hoc-Anpassung der GAP-Parameter. Und nein, der ist nicht von mir! Während ich das schreibe, plätschert draussen der Regen, und die Prognosen für morgen deuten auf einen Ruhetag hin - viel Zeit, weiter über GAP-Parameter zu diskutieren. Juhui!
Campeonato Brasileiro / Pre-PWC

Trainingstag und erster Tag

Jörg Ewald, 1. September 2019
Mit Poços de Caldas in Brasilien hatte ich noch eine Rechnung offen: Um Ostern 2010 herum fand hier ein Weltcup statt, der fliegerisch gerade mal zwei kleine Tasks hergab. Ich kam bei beiden nicht weit. Ansonsten regnete es ständig, an einem Tag fiel am Startplatz sogar etwas Schnee. In Brasilien. Im April. Offene Rechnungen sollte man irgendwann einmal begleichen, darum schrieb ich mich neben dem Weltcup in Andradas auch gleich noch für die Brasilianische Meisterschaft - eben in Poços de Caldas - ein, und reiste am Mittwoch via Sao Paulo an. Der Trainingstask gestern Freitag war schon ganz anders als meine bisherigen Erfahrungen hier. Blauer Himmel, zuverlässiges Steigen (zur Not auch mal von ganz tief raus), gute und weniger gute Linien, wie man das von Brasilien halt kennt und auch ein bisschen erwartet. Der Task war "interessant" gesteckt: Der zweite Zylinder lag am gegenüberliegenden Ufer eines Sees, in dessen Umgebung die Thermik deutlich schlechter war als überall sonst wo wir vorbeikamen. Dass es da zu keinen Badeszenen kam, war eher Zufall. Ich liess mir sehr viel Zeit, und schaffte es dann mit der ersten Gruppe, die den Start gemäss Ausschreibung genommen hatte, ins Ziel. Das Feld dort, und die Landungen, die ich aus der Luft beobachtete, motivierten mich, noch einmal aufzudrehen. Schlussendlich erreichte ich knapp 2900m, und nutze das für eine Runde einmal um die Stadt herum. Am Westende fand ich dann ein grosses Feld, und nach langem Warten am Strassenrand - Taxis kamen keine vorbei, den lokalen Uber-Fahrern war's zu weit - einen freundlichen Herrn aus Italien, der mich bis vors Hotel fuhr. Die Einschreibung erreichte ich so gerade noch rechtzeitig. Heute ging's dann los mit Task 1, 81 km Richtung Westen, das meiste davon quer zum erwarteten Wind. Den Start erwischte ich nur mittelprächtig, nach der ersten Boje lag ich ziemlich weit zurück. Wegen dem Wind beschloss ich, für die folgende In-Out-In-Sequenz (drei Zylinder um den gleichen Wegpunkt: 52km enter, 58km exit, 52km enter) die Streckenvorgabe meines Varios zu ignorieren und eher luvseitig zu bleiben, um so den letzten, langen Schenkel möglichst wenig gegen den Wind zu fliegen. Das lief richtig gut, und so fand ich mich ab dem zweiten In in der Spitzengruppe. Die wurde allerdings wegen zunehmenden Abschattungen (im Briefing hatte es noch geheissen "heute keine Wolken") immer langsamer, und dementsprechend immer grösser. Ich war aber gut positioniert, meist ganz oben drauf. 20 km vor dem Ziel war dann die Sonne vor uns komplett weg, wir drehten einen sterbenden Schlauch, die ungeduldigeren flogen weiter, fanden 200m weiter noch einmal etwas, viele gingen mit, und plötzlich zog unser Schlauch wieder an. So sehr, dass ich beim Wegfliegen sogar schon anfing wegen der Höhenbegrenzung bei 2895m zu bibbern. Das klappte gerade noch, und so ging meine kleine Gruppe mit benötiger Gleitzahl von etwa 8 in den Endanflug. Gleitzahl 8 ins Ziel ist an den meisten Orten ein sicherer Wert - aber nicht in Brasilien, das weiss ich mittlerweile. Und tatsächlich, wie wir so über die komplett abgeschattete Fläche glitten, ging der Wert anfangs zwar schön runter, blieb dann aber hartnäckig bei 5.2 stehen. Daraus ergaben sich so nervenaufreibende 15 Minuten, wie ich sie selten erlebt habe: Vor mir - und tiefer - nur gerade mal drei Schirme. Ich im Vollgas, ohne Möglichkeit, meine immer mal wieder unter 4 tauchenden Gleitzahl weiter zu verbessern. Weit voraus das Ziel. Unterwegs erspähte ich ein paar Vögel, die eher unmotiviert Thermikreste ausdrehten, die kleinen Umwege zu ihnen hin belohnten mich mindestens mit etwas weniger Sinken. Die benötige Gleitzahl blieb bei 5.2. Je tiefer wir kamen, desto spürbarer wurde der Gegenwind vom See her, der hinter dem Ziel lag. Auch nicht gerade hilfreich. Kaum hatten wir die ESS erreicht, kam etwas Sonne durch, die drei vor mir schafften es aber trotzdem nicht mehr über die 2 km entfernte Ziellinie. Ich erwischte noch einmal einen kleinen Vogel-markierten Heber - und flog als allererster über die Ziellinie. Wow! Die 30m Resthöhe waren sehr schnell abgebaut. In der Stunde nach meiner Landung kamen immer wieder Piloten angeflogen, aber jeder Dritte stand kurz vor der Linie am Boden. Einige erreichten die ESS nur knapp über Goal-Höhe, fanden Thermik, liessen sich mehrere Kilometer zurücktreiben, um dann doch noch ins Ziel zu fliegen. Schlussendlich waren 42 im Ziel, weitere 21 mussten zwischen ESS und Ziel landen. Zurück im HQ wurde ich ungeduldigtst erwartet vom Meet Director und dem Auswerter: Die Auswertungssoftware verhielt sich seltsam, ob ich mir das mal anschauen könnte. Der erste Versuch scheiterte, mein Bauch brummte so laut dass mein Kopf nicht denken konnte. Nach einem Abstecher in eine enorm beliebte Pizzeria fand ich den Fehler (Wurzel einer negativen Zahl, weil die schnellsten Piloten an der ESS es nicht ins Ziel geschafft hatten, anscheinend kein häufiger Fall), korrigierte ihn und jetzt sind die Resultate draussen. Mein Hänger am Anfang wirkte sich natürlich auf die Leading Points aus, somit bin ich mit einem Punkt Rückstand auf Luciano Horn Zweiter. Meine Rechnung mit Poços de Caldas erkläre ich hiermit für beglichen, was nun noch kommt ist Bonus.
Ikarus Open 2019

Vierter und letzter Tag

Jörg Ewald, 18. August 2019
Eigentlich wäre heute ja Sven dran mit Bericht schreiben, aber vermutlich weiss er noch nichts von unserer internen Regelung. Darum nochmals ich. Laut Prognosen hätte es ein super Tag werden sollen, mit Thermik bis weit hinauf und wenig Wind (Tendez "föhnig", was für das Gebiet eigentlich gut sei). Hätte... Die Aufgabe war deutlich grösser als die bisherigen, ein 82-km-Dreieck, zuerst Richtung Dachstein, dann einem grossen Tal entlang nach Westen, und zurück nach Werfenweng. Oben auf dem Berg war die Wahl des Startplatzes schon eine erste schwierige Aufgabe. Es gab kaum Wind, und der blies wechselweise an zwei der drei Startplätze von hinten. Zudem war auch heute wieder kaum Thermik vorhanden, auch auf der sonnigen Ostseite schaffte es vor 13 Uhr kaum jemand über den Gipfel. Irgendwie kam ich dann aber trotz einem missglückten Versuch am Südstartplatz und einem Wechsel zum Oststartplatz, wo ich lange anstehen musste, noch rechtzeitig ganz nach oben in den Pulk am Tennengebirge. Die ersten 30 km liefen recht gut, das Feld musste sich allerdings fast schon wie im Flachland organisieren, um die weit verstreuten und eher zähen Schläuche zu finden. Aber wir hatten alle ein klares Ziel vor Augen, die grosse Ridge vor uns: Egal wie, einfach von hinten auf die Südseite kommen, der Rest ist dann gratis. So der Plan... An der Ridge ging dann aber überhaupt rein gar nichts. Die ganze Gruppe von ca. 30 Piloten glitt zur Wende, dann den Rücken entlang zurück, und landete ohne irgendwo noch einmal nennenswert Höhe machen zu können. Game over. Nur vier Piloten aus unserer Gruppe schafften es, gleich am Anfang über dem Rücken Höhe zu machen, und kamen so weiter. Etwa eine Stunde nachdem ich gelandet war entwickelten sich endlich Cumuli über der Ridge, wer jetzt noch kam, hatte es deutlich einfacher. 27 Piloten schafften es ins Ziel. Sven wurde 39., ich 47. Overall warf mich das weit zurück, der einzige sehr schwache Trost ist, dass es eigentlich allen so ging, die nach dem dritten Lauf vorne lagen. 1. Stefan Bahn (DE) 2. Manfred Zenker (DE) 3. Karl Seiringer (AT) ... 25. Jörg Ewald (CH) ... 90. Sven Albert (CH) Fazit nach den vier Tagen: Schönes Fluggebiet mit viel (dieses Mal nicht nutzbarem) Potential. Kompetente, sympatische und unaufgeregte Organsiation. Mir hat's Spass gemacht, und ich werde das Ikarus Open 2020 sicher im Auge behalten wenn ich meine nächste Saison plane. Vielleicht schaffen wir es ja, die Schweizer Delegation etwas auszubauen, damit ihr nicht immer nur meine Berichte lesen müsst...
World Championships Macedonia

Task 10 - 96km - Yael ist Vizeweltmeistern!

Michael Sigel, 17. August 2019
Heute war der letzte Tag dieser WM. Spannend war es ganz zuoberst kaum noch. Joachim Oberhauser und auch Meryl waren fast uneinholbar an der Spitze. Heute gab es nochmals einen 96km ZigZag Task das Tal runter mit Nordwind. Die Thermik war gut, trotzdem wurde das Feld immer wieder wild durchgemischt. Yael Steph und Domi waren ganz vorne mit dabei. Leider hatte Dominik etwas Pech am zweiten Wendepunkt und musste sich von tief wieder ausgraben. Die anderen kämpften sich weiter Richtung Ziel. Am Ende gewann Bogdan Bialka (IRL), Yael wurde sehr gute 10te. Dominik schaffte es dank der Leading Points auf den 12. Platz und sorgte für ein gutes Schweizerresultat. Leider reichte es doch nicht und wir sind mit 10 Punkten Rückstand 4. In der Nationenwertung. Doch: Yael ist Vizeweltmeistern!! Leider lief es uns anderen nicht ganz so gut und wir blieben deutlich hinter den Erwartungen... Ranglisten: Overall: 1 Joachim OBERHAUSER ITA 7308 2 Gleb SUKHOTSKIY RUS 7218 3 Honorin HAMARD FRA 7216 4 Vladimir BACANIN SRB 7214 4 Ulrich PRINZ GER 7214 6 Russell OGDEN GBR 7211 7 Yoshiaki HIROKAWA JPN 7210 8 Tilen CEGLAR SLO 7208 9 Frank BROWN BRA 7203 10 Francisco Javier REINA LAGOS ESP 7202 24 Michael SIGEL SUI 7080 26 Yael MARGELISCH SUI 7056 33 Dominkk BREITINGER SUI 7013 43 Stephan MORGENTHALER SUI 6952 Women: 1 Meryl DELFERRIERE FRA 7159 2 Yael MARGELISCH SUI 7056 3 Kari ELLIS AUS 6685 4 Marcella UCHOA BRA 6666 5 Keiko HIRAKI JPN 653 Nations: 1 France 18821 1 Italy 18821 3 Japan 18703 4 Switzerland 18693
Ikarus Open 2019

Tag 3

Jörg Ewald, 17. August 2019
Heute stehen die Organisatoren vor einem Dilemma: Super Thermikprognosen mit erreichbaren Höhen bis 3500m. Aber ab 2500m sehr starker Wind aus West (30-50 km/h). Die Lösung: Ein "Sicherheitsdeckel" auf 2300m, höher fliegen kostet Punkte, wer über 2400 geht, hat sicher einen Nuller. Am Startplatz sieht die Welt dann ganz anders aus. Es ist zwar sonnig, aber auch furchtbar stabil, die Freiflieger schaffen es nur selten und gerade so, den Startplatz zu überhöhen. Um 13:20 dürfen wir dann endlich in die Luft, um ab 14:30 die 31-Kilometer-Aufgabe anzugehen. Ich starte wieder früh, und kaum haben wir den Startplatz überhöht, ziehen Zirren rein und schatten die ganze Gegend ab. Von den 10 Piloten, die bis dahin gestartet sind, arbeiten 8 gut zusammen und bleiben in der Luft, die andern zwei verschwinden Richtung Landeplatz. Danach wird's wieder sonnig, und wir müssen sogar kurz aufpassen, dass wir die erlaubte Höhe nicht übersteigen. Die Aufgabe geht 6 Mal über Werfenweng hinweg, ein Dreifach-Zick-Zack hin und her. Auf jedem Schenkel wird die Wolkenschicht dichter, die Thermik weniger, sind weniger Schirme dabei. Beim vierten Schenkel (dem zweiten Zack) steht uns dann der Startberg im Weg, der zu diesem Zeitpunkt keinen Thermikhauch mehr von sich gibt. Ein ganz kleines Grüppchen hat einen grossen Umweg im Süden in Kauf genommen, und davon schaffen es immerhin 4 bis zur ESS, und einer von denen sogar ins Goal. Rein von der Distanz her bin ich 20., überschlagsmässig dürfte ich meinen 10. Rang behalten. Sven steht schon auf dem Weg zur ersten Boje am Boden. Morgen soll's noch windiger werden... Die Fotos sind vom ersten Tag
Ikarus Open 2019

Tag 1 & 2

Jörg Ewald, 16. August 2019
Am Bischling, der mir als einer der beiden Startberge von der EM 2010 noch in bester Erinnerung ist, wird dieses Jahr zum zweiten Mal das Ikarus Open durchgeführt. Der Anlass zählt sowohl für die Österreichische wie auch für die Deutsche Liga, ist dementsprechend gut besucht - mit Ausnahme der WM-Teilnehmer der beiden Länder. Neben einigen Piloten aus Polen, Tschechien, Slovenien, Belgien und Italien hat es mit Sven Albert (als Zwischenstation auf dem Weg in den Urlaub) und mir (auf Einladung der Deutschen Liga, um den Piloten Time-based Scoring näherzubringen) auch eine kleine Schweizer Delegation in die Nähe von Salzburg verschlagen. Lauf 1: 44 km, wir bleiben im Windschatten der hohen Berge nördlich und westlich von uns. Ich starte sehr früh, und mach einen Entdeckungsflug über dem Tennengebirge, der hohen Steinwüste nördlich des Startplatzes, und spiele dort mit den Wolken und eher ruppiger Thermik. Nach und nach kommen ein paar andere hinzu, aber die meisten Piloten scheinen sich lieber direkt über dem Startplatz gegenseitig in die Quere zu kommen. Den Start nehme ich komfortabel 500m über dem Hauptfeld, muss dann aber einige Wolken umfliegen, und verliere etwa die Hälfte davon. Der Rest fällt einer schlechten Linie an den ersten beiden Wenden vorbei zurück zum Startplatz zum Opfer. Dort komme ich genau zusammen mit einer kräftigen Zirren-Abschattung an und brauche 15 Minuten, bis ich wieder weiter kann. Sven kommt unter mir tief an und muss einige Zeit später landen. Die Spitzengruppe ist bereits über alle Berge, aber kommt auch sehr tief und verliert viel Zeit vor der südlichsten Wende. Mir läuft es ab da recht gut, ich kann auf dem Weg zurück nach Werfenweng gut aufholen und komme am Schluss mit 6 Minuten Rückstand auf den Sieger als 18. ins Ziel. Einige Zeit später wird der Lauf gestoppt wegen sich anbahnender Gewitter, was leider den Lauf etwas abwertet. Tag 2: Wie angekündigt regnet es heute Morgen, das Briefing ist erst um 11:30, gerade noch früh genug um vor der Mittagspause der Bahn zum Startplatz zu fahren. So hab ich gut Zeit, einen Fehler in der TBS-Implementation zu flicken, und die "alternativen Resultate" zu publizieren. Am Startplatz darf ich dann mehrfach erklären, warum der gestrige Lauf denn nur so wenige Punkte für den Sieger gab. Zeit haben wir jede Menge, gestartet wird für die 47km-Aufgabe erst um 14:30, nachdem wir alle vorher noch einmal unsere Ausrüstungen vor einem Schauer ins Trockene bringen, und mit dem nächsten Schauer vor Augen, auf der gegenüberliegenden Talseite. Heute warte ich ganz alleine am Tennengebirge, aber die Basis ist dort tief, und nachdem ich vor lauter Tropfen auf der Brille fast nichts mehr sehe, fliege ich halt auch wieder zu den andern zurück. Nach der Startboje fliegen die meisten die 5 km zurück zum Startberg, kommen tief, werden nass und müssen landen. Meine Gruppe fliegt einen Umweg, kann etwas Höhe machen, wird zwar am Startberg auch etwas nass aber kann dann in die trockenen Hänge im Süden gleiten. Ab da ist dann vor allem Geduld gefragt, der Wind ist stark, die Schläuche eher weniger, ausser sie stehen im Lee, dann sind sie aber sehr kapriziös und lassen sich kaum ausdrehen. Am einen Hügel muss ich mich drei Mal mühsamst ausgraben: zuerst auf dem Weg zur südlichsten Boje, dann auf dem Weg zurück. Da komme ich noch auf 2300m, muss aber noch eine Boje draussen im Tal nehmen. 3 km hin, 3 km zurück, da bin ich noch auf 1600m, und schau mir zum dritten Mal die Bäume aus der Nähe an und diene den Dohlen als Slalompfosten. So langsam geht da auch der Tag zu Ende, sowohl was die Thermik angeht, wie auch von der Task-Deadline her. Darum flieg ich bei 1:10 ins Ziel los, obwohl ich mir wenig Chancen ausrechne, das auch zu erreichen, bei dem Gegenwind. Schlussendlich überfliege ich exakt um 18:30 die ESS und lande ein paar Sekunden später. Blöd bloss, dass die Deadline tatsächlich um 18:45 wäre, ich hatte beim Briefing nur halb zugehört weil ich gleich starten wollte. Aber viel höher und weiter wäre ich wohl in den 15 Minuten auch nicht gekommen. So fehlen mir am Schluss 1.5 km, was für den 10. Rang reicht. Sven fliegt auch ein gutes Stück Richtung Süden, steckt aber nach knapp 17 km. Der Tagessieg geht an Marc Wensauer, der uns ab dem Startberg einfach stehen liess, sehr tief nach Süden drückte und schlussendlich mit 23 Minuten Vorsprung auf den Zweiten ins Ziel flog. Overall stehe ich nach den zwei Läufen an 10. Stelle, Sven ist 89. Morgen sollte eigentlich der beste Tag werden, aber nun scheint es doch eher windig zu werden, und ein paar Abschattungen dürften auch dafür sorgen, dass die Aufgabe nicht zu einfach wird. Genau so wie ich das liebe!
World Championships Macedonia

9. Rennen - 92km

Stephan Morgenthaler, 16. August 2019
Am Morgen ist der Himmel komplett bedeckt, aber schon bald verwandelt sich die Schicht in Quellwolken. Der normale Ostwind am Startplatz wird durch den Nordwestwind abgeschwächt. Der Lauf startet im Norden und geht im Zickzack Richtung Griechenland. Schon als das Briefing noch am Laufen ist hat sich ein Pilot komplett parat gemacht und wartet auf Bekanntgabe der Startzeit. Wir finden das noch lustig und machen uns auch recht schnell parat. Doch als ich bereit bin ist die Warteschlange schon wieder vom Startplatz einmal ums Taskboard und wieder zurück. Da anstehen nicht meine Stärke ist, deponiere ich mein Zeugs und schaue den anderen Piloten beim Starten zu. Dies ist immer ein Spektakel bis alle in der Luft sind. Zum Glück wird hier nicht das Starten gewertet! Der Wind ist recht schwach und dementsprechend dauert der Zirkus eine gefühlte Ewigkeit. Wir Schweizer starten alle ganz am Schluss ausser Yael, sie hat Priorität, weil sie gut platziert ist. Schlussendlich reicht es uns allen noch gut an die Startlinie. Der erst Abschnitt läuft mir nicht besonders, die Thermik stoppt immer auf 1800m. Wegen der stabilen Zwischenschicht sind die Wolken meistens von einer Thermik, welche schon lange Geschichte ist. Auf dem Weg Richtung Osten fliege ich etwas links von der grossen Gruppe und erwische den entscheidenden Aufwind, welcher mich bis an die Basis bringt. Von da an kann ich mit einigen anderen "Pulkvermeidern" zügig vorwärtsmachen. Nach der zweitletzten Wende kann ich mich etwas von den anderen absetzen. Leider reicht mir die Höhe noch nicht ganz bis ins Ziel. Vor mir entdecke ich Marco Busetta mit mehr Höhe. Er konnte sich mit seinem draufgängerischen Flugstil noch deutlicher vom Feld distanzieren als ich. Auf der Suche nach Aufwind gerate ich beim Flugfeld, dem Ziel von gestern, etwas arg tief. 100m über Grund treibe ich mit dem Nordwind in einem sehr schwachen Steigen Richtung Goal. Folglich werde ich durch die grosse Gruppe eingeholt? Ich bin immer noch einiges tiefer aber wenn die Luft so farbig ist kann man die Aufwindbereiche "sehen". Ich werde quasi ins Goal eskortiert:-) Dank dem riesigen Vorsprung von Busetta beschert es heute fast allen einen Streicher. Morgen noch einmal.. Fotos von Yael und Dominik
World Championships Macedonia

task 8

Yael Margelisch, 15. August 2019
Today the didn't look so promising, it was completely overcasted. After a long wait at the take off, the task committee set up a 65km task to the south with a concentric turnpoint in the middle of the valley. I took off early to have some options where to take the start, but in the end with the wind there was no many options, flat or mountains and i took the flats as that's where my concurrents were. I took a really good line and trued to keep a position with always people under me, trying to be conservative and not put myself in a bad position. I took the small turnpoint in the middle of the valley in a very good position. Michael told us at the briefing that taking it to the east was probably the best option because it was always working well the previous days. But the group went back west, so I went with them. Getting on the mountain was not so easy, we were in a lee side and it wasn't climbing very well so i got caught up by the pilots who were under me. Anyway, it was still a comfortable position, and as it was climbing very well on the way to the mountains, it was again climbing well and easy to get the small turnpoint again. Then Sigeli arrived under us from the east, and he was right, it was much more efficient because he was late at the beginning. Then we headed to goal with backwind and it went pretty well. I was a bit too conservative because I was the highest but anyway... Better be sure than sorry ! And one more time, happy Birthday Sigeli
World Championships Macedonia

Task 7 - 98km

Michael Sigel, 13. August 2019
Nachdem es gestern dermassen stabil war, sah es heute am Anfang auch wieder harzig aus. Es wurde eine 98km Aufgabe vor allem im nördlichen Teil des Kessels ausgeschrieben. Es war ziemlich schwierig, am Anfang eine gute Höhe zu erreichen. Doch bereits nach der ersten Gleitphase erwischten wir gutes Steigen und ab da wurde dementsprechend schnell geflogen. Es war wichtig, die gute Linie zu erwischen, da man sonst schnell einmal 500-800m in wenigen Minuten verloren hat. Während Dominik und Yael oft im grossen Pulk flogen, haben Steph und ich oft unsere eigene Linie gesucht, was uns aber nicht immer gut gelang. Bei der zweiten Boje erwischte ich eine ziemlich schlechte Linie und während die Gruppe konstant im Steigen war, hatte ich starkes Sinken und war plötzlich ziemlich hinterher. Glücklicherweise hatte ich dann aber eine gute Linie nach Westen und habe dann plötzlich weiter südlich den Japaner HIROKAWA hochschiessen sehen und bin dann abgebogen. Das war goldrichtig und wir haben voll die Konvergenz erwischt und konnten den Führungspulk überholen. Ab der letzten Boje haben wir nochmals bis GZ 9 aufgedreht, das sollte eigentlich reichen ins Ziel! Doch oh weh, Gegenwind und viel Sinken hatte uns vom Himmel geholt. Die grosse Gruppe konnte 7km vor dem Ziel wieder zu uns aufschliessen. Zusammen drehten wir auf, wieder bis GZ 7 ins Ziel und flogen los. Und nochmal war das Sinken gross, es reichte wieder nicht! 1km vor der ESS drehten wir nochmals auf, HIROKAWA war höher und flog von da ins Ziel. Zusammen mit den anderen drehte ich wieder bis GZ 7. Leider hatten wir noch immer Gegenwind und so haben viele (wie an den anderen Tagen auch) nach dem Erreichen der ESS umgedreht um nochmals genügend Höhe für ins Ziel zu machen. Doch diesmal ging der Plan nicht auf, 30 Piloten fanden keine Thermik mehr und mussten landen, so viele der Favoriten und alle deutschen Piloten und Dominik. Ich hatte etwas mehr Höhe und es hat mir mit 30m ins Ziel gereicht. Auch Yael kam schnell rein. Zusammen konnten wir wirklich gute Punkte machen für die Nation und wir sind nun an vierter Stelle. Gleich findet der Pilotenabend statt. Ideal, da morgen ein Rest Day ist :)
World Championships Macedonia

Task 5 99km

Dominik Breitinger, 11. August 2019
Heute ist mehr Wind angesagt als in den vorderen Tagen. Deshalb wird ein 99km Task ausgesetzt, bei welchem am Anfang 5 km gegen den Wind in den Norden geflogen werden muss, um anschließend in den Süden zu fliegen und im selben Goal zu landen wie schon gestern. Auf dem Weg in den Süden wird das Haupttal viermal gequert wobei die Radien groß gewählt werden damit wir bei der Routenwahl flexibel bleiben können. Schon vor dem Start gibt es interessante Szenen zu beobachten wie z.b. Piloten die von ihrem Schirm queer über den Startplatz gezogen werden. Passiert ist aber glücklicherweise niemandem etwas. Einmal in der Luft ging es vor allem darum sich möglichst weit im Flachen zu positionieren und sich nicht vom Wind, der mit bis zu 25km/h doch recht zügig war, zurück richtung Startplatz versetzen zu lassen. Steph geht schon früh richtung Flachland und findet leider bis zum Airstart keine gute Thermik. Wir anderen drei Schweizer haben einen recht angenehmen Start um den ersten Gegenwindabschnitt in Angriff zu nehmen. Die ersten paar Kilometer sind sehr mühsam und es steigt noch nicht zuverlässig. Allerdings schaffen wir es in der Gruppe zu bleiben und während des Tasks auch immer wieder einmal etwas vorne weg zu fliegen. Allerdings ist es hier im Flachen praktisch unmöglich auf eigene Faust schnell zu sein und somit ist es ein Pulkfliegen bis ins Goal. Die Thermik wird nach den ersten 20km immer besser und der Wind wird immer schwächer, womit das fliegen zunehmend angenehmer wird. Ca 20km vor dem Goal erwische ich mit ein paar anderen Piloten eine super Thermik und kann ab diesem Zeitpunk recht entspannt das Feld unter mir kontrollieren. Die ESS erreiche ich als 5. und auch Michi Sigel kommt kurz nach mir ins Goal. Yael erwischt im Endanflug leider eine etwas schlechtere Linie, verliert jedoch nur ca. 2 Minuten. Steph ist leider wegen des verpatzten Starts die ganze Zeit hinter dem Hauptpulk unterwegs und kann den Rückstand bis ins Goal nicht aufholen. Er fliegt nit ca. 10 Minuten Rückstand über die Linie. Die nächsten zwei Tage sollen nochmals gut sein, bevor am Mittwoch dann eine Störung reinkommen soll. Somit werden voraussichtlich noch zwei Tasks geflogen um am Mittwoch einen Restday zu haben. Hoffen wir auf weitere tolle Tasks und vielleicht auch einen Fehler bei den Franzosen, die hier unglaublich stark fliegen!
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