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Competition News

Grindelwald, Switzerland

3000 m über dem Alltag

Anja Kroll, 16. May 2008
"1000 m über dem Alltag" - so lautet das Motto der Eiger Live Woche vom 24. Mai bis 1. Juni. Mit etwas Wetterglück und Thermikunterstützung geht es noch höher hinaus. Ein Riesenspektakel zum Thema Berg und Bergsport ist in Grindelwald geplant. Anlass sind zwei Jubiläen: vor 150 Jahren gelang die Erstbesteigung dieses prominenten Berges, und vor 70 Jahren wurde erstmals die Nordwand durchstiegen. Mit von der Jubiläums-Partie sind auch wir Gleitschirmstreckenflieger mit dem zweiten Weltcupanlass dieser Saison. 14 Pilotinnen und 116 Piloten aus 29 Ländern sind gemeldet. Die gastgebenden Schweizer stellen - nicht ganz überraschend - das grösste Team mit 19 Piloten, davon vier Frauen. Das Organisatorenteam hat schon im Vorfeld prima Arbeit geleistet. Um nur einige Beispiele zu nennen: ● Luftraumbeschränkungen hat der Meetdirector Urs Dubach fleissig und erfolgreich mit den Zuständingen diskutiert. Gutes Wetter vorausgesetzt, können auch unter der Woche weitläufige und spannende Tasks gesetzt werden. ● Urs war beim letzten Weltcup in Poggio Bustone zu Besuch, um mit eigenen Augen zu sehen, was gut ist, was man besser machen kann. ● Die Homepage für den Anlass steht tipptopp da. Vielfältige und nützliche Informationen sind dank der Arbeit von Res Feuz übersichtlich präsentiert. Herzlichen Dank an alle Helfer vom Delta-Club Jungfrau-Tächi Grindelwald. Wir freuen uns riesig auf den Paragliding World Cup im Herzen der Schweiz!
Poggio Bustone, Italy

Task 4: 113 km gegen den Wind

Anja Kroll, 9. May 2008
Kurzer Zickzack vor dem Startplatz, damit der Meetdirektor Zeit hat, zum 90 km entfernten Ziel im Südosten zu fahren. Nach dem Start die unangenehme Erkenntnis, dass der Tag - zumindest in den unteren Schichten - sehr, sehr stabil ist. Die meisten im Feld haben Mühe, Höhe zu machen, und kaum einer ist eine Stunde später 4 km weiter an der Basis, als der Start aufgeht. In den hohen Bergen gibt es starke Thermik, allerdings fliegt man quasi ansatzlos in sie hinein, und meist ist sie nicht gut organisiert. Fast alle können trotz der Anfangsschwierigkeiten den letzten Schenkel unter die Flügel nehmen. Was für ein Flug! Gegenwind (nicht so schön) und Aussicht (wunderschön, einzigartig, sensationell)! Seen, Hochplateaus, schmale Täler, schneebedeckte Abruzzengipfel - es ist fürs Auge einfach alles dabei. Es bleibt anstrengend zu fliegen, und die Preisfrage ist zum Schluss, wie der Weg ins Goal gelingen mag. Das Ziel liegt bereits so weit im Osten, dass die Meerbrise von der Adria für Gegenwind im Endanflug sorgen wird. Mit einem Umweg über die Ausläufer der letzten hohen Berge lässt sich am meisten Höhe tanken. Trotzdem gelingt es nur einem kleinen Sechsergrüppchen, die entscheidenden Meter ins Ziel zurückzulegen. Fast 100 Piloten haben jedoch den Weg in den 10-km-Umkreis geschafft. Der Retrieve ist lang, es wird spät. Die Punkteverteilung kurios: wer im 5-km-Umkreis ums Ziel abgestellt wurde, erhält für diese Leistung immerhin noch 900 Punkte. Ach ja, die Sieger: Heli Eichholzer und Andi Aebi, zeitgleich. Herzliche Gratulation!
Poggio Bustone, Italy

Zick-Zack Race über 68 km im Kessel

Anja Kroll, 8. May 2008
Am Morgen sieht es schon wieder nach Überentwicklungen aus. Rund um den Kessel stehen um 11 bereits gute entwickelte Cumuli auf dem Weg zu Castellani. Über der Fläche ist es blau, gute Thermik also garantiert. Die Tasksetter entscheiden sich für ein relativ kurzes Race über 68 km, wieder im Zickzack vor den Bergen entlang und mit der letzten Boje auf der anderen Seite des Tales. Für die, die es genau wissen wollen: P02, P10, P29, P11, P35, P08 und P03. Um 12 geht es am Boden los, eine Stunden später in der Luft. Das Spannende an diesem Task ist sicher, ob der direkte Weg über die Ebene funktioniert, oder der sicherere Umweg über die Berge sich auszahlen wird. Beim Anschluss nach der ersten Boje splittet sich das Feld. Urban Valic & Co fliegen zurück zum Berg, und erwischen dort gutes Steigen. Zur 29 bin ich nicht weit hinter dieser führenden Gruppe, Urs und Petsch sind in der Nähe. Die Schirme weiter draussen in der Ebene kommen nicht so gut voran, es steigt selten. Von der 29 zur 11 fliegen wir dann doch etwas direkter, eine Thermik am See reicht fürs Gleiten zum Hangfuss etwa 5 km vor der nächsten Boje. Dort haben wir Anschluss in einem Superbart. Von der Basis holen wir die Boje, und wieder zurück Richtung Berge. Dieses Mal liegt das nah, denn die vorletzte Boje, die 35, ist näher am Berg. Das Tempo zieht an, und in dem Gerumpel über den Hängen kann ich das Tempo nicht halten, bin so etwa im zweiten Pulk. Andy Aebi schliesst zu uns auf, andere auch. Über den Bergen machen wir ordentlich Höhe, ehe wir auf eine längere Durststrecke zur 35 und weiter auf die letze Wende, die 08 zufliegen. Kurz vor der 08 gibt es endlich schwaches Steigen. Als ich in die Thermik einsteige, kommt mir Urban schon im final glide entgegen, und kurz darauf Andy als führender der Verfolgergruppe. Die Thermik lässt leider kurz darauf nach, und als ich von der Boje zurückkomme, ist sie leider ganz weg. Der Endanflug ist nach der Regie von Hitchcock. Mit Sollgleiten 7.8 sieht es am Anfang nicht schlecht aus, es trägt und geht gut voran. Zwischen den beiden Seen erwische ich dann über 2 km ein 4-5 m Sinken, und ich benutze das erste mal die dritte Stufe, um diesem Elend zu entkommen. Fliegen wie im Paternoster - absolut typisch für diese Gegend. Wenn es passt, wird man weggebeamt, wenn man 10 m daneben fliegt, geht's gnadenlos zum Boden runter. Es gelingt! Mit 20 m Reserve überfliege ich die Linie und kann den Schirm sogar noch gegen den Wind drehen. Andy und Stefan Schmoker sind schon im Ziel. Michi Sigel habe heute endlich mal hinter mir gelassen. Da muss sich der Youngster morgen halt mal mehr anstrengen ;-) Petsch, der eine Linie weiter aussen gewählt hat, musste leider landen, ebenso wie Elä, Joël und Housi. Urs und Stef Wyss fliegen ins Ziel. Den Task gewinnt Nikolay Shorokov, Andy wird fünfter, Stef Schmoker zehnter. Mir reicht es zu Platz 16. Bin damit bei den Damen deutlich vorn, weswegen mir Andy die Ehre des Berichtschreibens heute abgetreten hat. Nachher ist hier am Landeplatz Party angesagt, und die Gewitterwolken lösen sich langsam wieder auf. Alles wird gut! 1. Nikolay Shorokov (RUS) 2. Thomas Brauner (CZE) 3. Urban Valic (SLO) 4. ??? 5. Andy Aebi ... 10. Stefan Schmoker ... 16. Anja Kroll PS: Den Wettkampf führt Urban Valic vor Primoz Podobnik an. Und dann - yes!- folgt Stefan Schmoker. Drückt uns die Daumen für beiden kommenden Tage!
Poggio Bustone, Italy

77 km Speedrun

Anja Kroll, 7. May 2008
cancelled at 15:15 Zunächst war ein 84 km Race-to-Goal mit Start am Boden 12:15, in der Luft eine Stunde später, angesagt. Um 12:14 wurde das Fenster geschlossen. Um 12:29 auf 12:40 verschoben. Um 12:39 ein neues Briefing angesetzt. Der Tag hatte verheissungsvoll begonnen, und nach dem gestrigen unterschätzen Rennen, rechneten wir auch mit einer längeren Aufgabe. Doch die Wolken entwickelten sich rasch, eine 99% Abschattung im Kessel von Poggio Bustone machte Thermik zur Mangelware. Beim Briefing um 12:45 darum der Entscheid des Taskkommittes, ein Elapsed Time Rennen anzusagen. Eine Boje wurde verändert, so waren es nur noch 77 km. Window open um 13:00. Die Warterei ging weiter. In vorderster Linie wollte niemand raus. So kamen die Piloten von hinten und legten noch weiter vorne aus, um dann ihrerseits ebenfalls nicht zu starten. Um kurz von zwei rief Xavier Murillo den verbliebenen Winddummy zur Hilfe: "Please come back to the takeoff, on the same level, and show the young World Cup Pilots what is possible." Der Winddummy legte brav die Ohren an, und stieg auf Startplatzhöhe ruckzuck in die Thermik ein. Klar dauerte es nicht lang, bis das halbe Feld in der Luft war. Taktisch war die Sache klar: die meisten würden die letzte Startzeit im 15:00 nehmen, und damit wäre der Speed Run dann doch wieder ein Race... Auf dem Rückweg von der ersten Boje am Startplatz vorbei zog es erst gut nach oben, dann kam der Hagelschauer. In Richtung der entferntesten Boje des Kurses baute sich graues Grauen auf. Um 15:15 wurde der Task abgesagt. Bleiben noch drei mögliche Tage, die Gegend im Kessel von Poggio Bustone zu erkunden. * * * Fliegen ist ja nicht alles an so einem Worldcup. Gestern Abend waren wir zum Beispiel zum Pilotenabend eingeladen. Die Lokation, "Due Laghi", hielt, was der Name versprach. Blick von einem sanften Hügel auf zwei der kleinen Seen in der Ebene. Der Wein floss in Strömen, das Essen kam in mehreren Gängen, und war superfein. Unser jüngster Schweizer Pilot wurde dabei beobachtet, wie er fünf (!) Portionen Dessert vernichtet hat. Morgen ist eine Party am Landeplatz angesagt. Unterdessen wird dort fleissig gebaggert, weil die einzige halbwarme Dusche am Landeplatz zu stark frequentiert war, und für eine flächige Überschwemmung gesorgt hat. Betroffen davon waren leider auch die Gleitschirmsäcke einiger Zelthausender, die ihre Säcke in der vermeintlich trockenen Downloadhütte untergebracht hatten. Mehr als ein nasser Notschirm wurde heute morgen beklagt.
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