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Competition News

European Championships 08 Nis, Serbia

Samstag, Tag 5: Wir fahren an den Nordstart. Kleine Chance - Nüt!

Martin Scheel, 5. July 2008
Nach viel Regen am Abend und in der Nacht ist die Basis jetzt tief, soll allerdings bis über 1500 m steigen. Am Nachmittag/Abend sind nochmals Gewitter angesagt. 10kn NW. Wir fahren an den Nordstart, die kleine Chance für einen Durchgang soll genutzt werden. Weitere Infos am Abend. Übrigens: Meine Bemerkungen in den letzten Berichten waren punkto Organisation sehr negativ. Dazu stehe ich und die vielen Posts in anderen Foren bestätigen die Zustände ja auch. Ich möchte ebenfalls nochmals kurz wiederholen, dass ich den tiefen Grund in der Struktur der CIVL sehe. Damit aber nicht ein falscher Eindruck vom Gebiet und den Leuten hier entsteht, möchte ich auch hierzu etwas schreiben: Super! Die Menschen hier sind alle mega-freundlich, die Stadt Nis ist aufgestellt und voll modernen Lebens. Kontrastiert wird dies mit der ländlichen Bevölkerung, bei der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Aber auch hier ist nichts Negatives gegen uns zu spüren, im Gegenteil, es scheint ein positives Staunen zu sein. Und das Fluggebiet ist wirklich hervorragend. Privaten Gruppen kann ich es zum Ferien machen nur empfehlen. Es hat übersichtliche Flugbedingungen, gute Startplätze (für 3 - 10 Piloten), überall Landemöglichkeiten und wenig versteckte Gefahren. Ausserdem kann die Freizeit sehr vielseitig gestaltet werden: Bikeparadies, super Klettergebiete, Joggen. Nur eines fehlt: schöne Seen. Aber ohnehin dürfte die beste Zeit für Aktivferien Ende September / Anfang Oktober sein (Angenehme 22-27° und immer noch gute Thermik). PS (Anja, 16:00 h): Zunächst ein 45 km Task nach Süden, dann ein geänderter mit dem Wind 52 km nach Südosten, dann cancelled. Als die Freiflieger starten, lösen sich die dunklen Wolken auf, die Thermik setzt ein. Der Task wäre wohl machbar gewesen. Ein weiterer Tag verloren und vorbei.
European Championships 08 Nis, Serbia

Vierter Tag: Kaltfrontdurchgang - kein Task

Martin Scheel, 4. July 2008
Man muss den Veranstalter für ein Mal loben: Pünktlich um 14 Uhr beginnt es zu Regnen. Der Entscheid, den Tag schon am Morgen abzusagen war also richtig. Ich selbst bin am Morgen noch mit Briefings beschäftigt (Hasstiraden aller Teams gegen den Veranstalter - ich bin für ein Mal der Ruhigste...), das Team entschliesst sich, nicht zum Fliegen, sondern zum Baden zu fahren (es ist drückend heiss). Hasstiraden, warum? Ich hatte es vorgestern geschrieben: In vielen Punkten versagt die Organisation. Bis anhin wars vor allem die schlecht organisierte, langwierige Fahrt zum Startplatz, die den Piloten zu schaffen machte (die keine eigenen Fahrzeuge hier haben). Nach dem gestrigen Durchgang zeigten sich dann natürlich viele weiter Schwächen, so dass sich viele Teams betrogen (hohes Startgeld) und wie Tiere behandelt fühlten (nach ewigem Warten wurden sie in Militärtrucks eng zusammengepfercht und ohne Fenster zum HQ transportiert). Zudem wurde (bei einem glücklicherweise kleinem Zwischenfall) klar, dass das Sicherheitsdispositiv versagte: Nach einer Notschirmöffnung wollte der Pilot den Veranstalter auf der Notfrequenz anfunken, was nicht gelang. Calvo (Engl. Teamleader) und ich haben dem Piloten dann geantwortet und versucht, den Veranstalter auf der Sicherheits-Tel-Nummer zu erreichen - was wieder nicht gelang. Erst eine persönliche Nummer war erfolgreich. Die Liste der Negativpunkte muss deswegen erweitert werden: 7 Sicherheitsdispositiv eventuell wirklich schlecht 8 Rückholdienst extrem ineffizient 9 Der Nord(ost)startplatz ist nicht hergerichtet (gemäht), was anscheinend vor einem Jahr der Fall gewesen war 10 Zu wenig Wasser am Startplatz (bei 4 Std Warten inkl Startplatzwechsel nicht zu unterschätzen) Nun, wir und die andern grossen Teams können uns glücklich schätzen, von all dem weitgehend unabhängig zu sein. Man würde es sich aber viel zu einfach machen, gute Resultate auf solche Faktoren zurückzuführen. Natürlich, nach vielen anstrengenden Tagen ist es wichtig, frisch zu sein - aber entscheidend sind wohl andere Faktoren. Wenn ich zwei nennen müsste: - die Stimmung und Freundschaft im Team (die Tschechen und Slovenen machens als "kleine" Nationen vor) - die langfristige Unterstützung unseres Verbandes und der Sponsoren, die den Aufbau der Toppiloten ermöglicht Heute jedenfalls geniesse ich das Gefühl, mit einem sehr neuen, extrem jungen und voll coolen Team hier zu sein und den ersten Tag gewonnen zu haben (5 von 6 Piloten sind super drin).
European Championships 08 Nis, Serbia

Zweiter Tag: Wieder kein Task - trotz super Wetter! Und ein paar Fotos

Martin Scheel, 2. July 2008
Ja, ihr lest richtig: Trotz super Wetter (blau, Thermik, schwacher Nordwind) gibts wieder keinen gültigen Durchgang. Warum? Der Veranstalter hats ganz einfach versaut. Weil der Piloten-Transport zum Startplatz zu lang ging, dann wurde noch zu lange am Tasksetting rumgemacht und bis dann endlich das Fenster geöffnet wurde, kehrte der Wind auf Nord. Nach den ersten 20 Piloten war ein Start unmöglich (Micha flog elegant in den riesen Busch vor dem Start, weils ihn einfach runterdrückte). Das ist aber nicht die einzige Kritik am Veranstalter: 1) Ich hatte es schon erwähnt: Wichtige Dokumente wie der Versicherungsnachweis wurden nicht gecheckt. Der GPS Bojenupload war auf tiefstem Niveau (zb war am ersten Tag der Einschreibung kein MLR Kabel vorhanden...), die ID-Cards kamen zwei Tage zu spät und erfüllen ihren Zweck nur teilweise, weil wichtige Sicherheitshinweise fehlen. 2) Die Auffahrt zum Startplatz ist ungenügend repariert worden. Die einen Busse des Veranstalters können den letzten KM nicht mehr hochfahren, was zu Verzögerungen führt. 3) Es hat nicht genügend taugliche Fahrzeuge, um die Piloten innerhalb nützlicher Zeit hochzubringen. 4) Der einigermassen brauchbare Südstart wurde nicht genügend präpariert: Steine, Gras und Äste, die in den Leinen hängen bleiben. Felsen in der Startbahn machen ihn sogar gefährlich. Ein Bulldozer-Einsatz wäre nötig gewesen (und der FAI ja auch versprochen gewesen) - allerdings vor Monaten, damit alles auch wieder gereinigt wäre. 5) Es gibt keine brauchbaren Wetterberichte. Der Wind wird mit einem Ballon gemessen, der am Startpatz (in der Thermik) hochgelassen wird. Heute hatte er West angesagt - in der Tat war es aber auffrischender Nord, was in den normalen Wetterkarten sichtbar war. Der Hinweis, dass ein Ballon in der Thermik wohl wenig hilft, blitzte ab ("I do this since 15 years"). 6) Der Meet Direktor ist anscheinend krank. Der Ersatz hat keine Ahnung vom Wettkampfwesen (zum Glück ist Xavier Murillo Deputy Director, so das das Schlimmste verhindert werden kann). >> Nicht Auszudenken, was im "Ernstfall für das Sicherheitsdispsitiv" passieren würde. Jedenfalls scheinen keine Lehren aus der Katastrophe in Griechenland (EM 04 - ein Tag mit 5 Unfällen) gezogen worden zu sein. Nun, dies sind Vorwürfe gegen den Veranstalter. Der Hauptgrund allen Übels liegt aber viel tiefer: In der FAI (CIVL) selbst. - versteinerte Strukturen - eine Nationen-Basierte Demokratie (Irland hat mit 50 Piloten das selbe Stimmrecht wie Deutschland mit 33'000; das wäre, wie wenn bei uns nur der Ständerat das Sagen hätte). - Delegierte, die teilweise wohl noch nie einen Gleitschirm gesehen haben (CIVL-Delegates). - ein Gerangel um jeden Paragrafen des überdicken Reglementes, in dem bald nur noch ein Jurist durchblickt (und übrigens auch die Thermik-Vortrittsregeln erklärt werden). Seit etwa 5 Jahren haben die "kleinen" Nationen entdeckt, dass sie in etwa Alles Durchbrigen. Sei es bei der Vergabe der Anlässe, der CIVL-Plenary-Meetings (Kulumbien, Mexiko...) und eben der ganzen Reglemente. Und so könnte es auch kommen, dass an der nächsten WM in Mexiko nur noch 3 Schweizer Herren starten können plus eine Frau - gleich viele wie aus jedem andern Land der Welt (wenn die Piloten die Qualifikationen schaffen: Zwei 60km Flüge). So erstaunt es nicht, dass es für die EM 08 nur einen Antrag gab - den von Serbien, dem wohl oder übel zugestimmt werden musste. Hier schliesst sich der Kreis und es wird klar, warum hier vieles nicht rund läuft. Wenn die Europameisterschaften langfristig gerettet werden sollen (was für unseren Sport wichtig wäre), braucht es eine grundsätzliche Verjüngungskur des Betriebes "CIVL". Oder wir brauchen eine Alternative zu den FAI Cat 1 Events WM und EM.
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