Paragliding World Cup Àger, Spain
Erster Task
Jörg Ewald,
21. August 2011
Gestern, am offiziellen Trainingstag, bauten sich hinter uns, im Norden, am Nachmittag wunderschöne Cumuli auf. Diejenigen, die sich getrauten, trotz "no retrieval" dorthin zu fliegen, wurden mit einer Basis von deutlich über 4000 m/M und seeeeeehr tiefen Temperaturen belohnt. So war natürlich auch die Rückkehr ins Tal von Àger kein Problem. Das Schweizer Team erforschte die Umgebung vom südöstlichsten bis zum südwestlichsten Wendepunkt, den Neuankömmlingen wurd's bald mal etwas zu ruppig, ich fand's im Vergleich zum Vortag und meinen Erinnerungen von vor 4 Jahren fantastisch und konnte mich erst nach über 4 Stunden zur Landung durchringen. Heute ging's dann grad richtig zur Sache: Prognostiziert war der beste Tag der Woche, mit Basis wieder bei über 4000 m/M und sozusagen null Wind (der soll dann dafür morgen umso heftiger nachgeholt werden). Also wurden wir auf eine 110 km lange Reise geschickt, bis nach Organya im Westen, und dem Ziel an einem Badestrand etwas nördlich von hier. In der Luft war's zwar etwas kühler als am Startplatz, aber es war auch ziemlich zäh. Der Luftstart, direkt über dem Camping/HQ, muss von unten super ausgeschaut haben. Dann auf die viel tiefere Ridge eins nördlich - dort war's noch zäher. Die Mutigen flogen raus ins Flache. Dort war's - ja genau, noch zäher, aber dennoch konnten sich fast alle halten. Adrian Hachen flog mit einer Gruppe direkt an die nächste Ridge, tief, konnte anhängen und aufdrehen und fand beim Weiterflug ein grosses Sinkgebiet, das ihn zu Boden brachte. Derweilen zog's in der Fläche endlich an, wir weniger Mutigen zogen von der Ridge her nach, der Sturm auf den Pass Richtung Organya war eröffnet. Wer es dorthin schaffte, wurde mit satten Steigwerten belohnt, die einem den Ausflug zur Boje und zurück recht einfacht machten. Hier war auch der Moment wo wir endlich froh waren über die zusätzlichen wärmenden Schichten unter unsern Speedarms - vorher, im Bodenkampf waren die doch eher überflüssig gewesen. Das Feld war immer noch recht gross, als wir auf dem Rückweg wieder an den Pass kamen, nun ging's mit 8, 9, 10 m/s bis auf über 3500 m/M. Wieder über die Fläche zurück zur ersten Boje, dort war die Luft mittlerweilen tot, schnell umgedreht und wieder in die Fläche. Dort liess sich der "Führungspulk" (dachten wir) abdriften, John zog einen super Schlauch an, der uns im Nu weit über das restliche Feld hinauf katapultierte - nur rechts von uns sahen wir noch eine kleine Gruppe sogar noch schneller steigen und irgendwann in den Endanflug gehen. Wir hinternach, die Schirme unter uns fingen auch schon an zu drücken. Steph Morgenthaler schaffte es als erster Schweizer zum End-of-Speed-Section-Zylinder, der heute 8 km und eine Ridge vor der Ziellinie lag, dicht gefolgt von John Bockstatt, Urs Schönauer und mir. Der Plan war einfach: Tief über die Linie, und dann in aller Ruhe an der Ridge aufdrehen und ins Goal gondeln. Ging voll auf. Hinter uns kam Christoph Trutmann dann auch noch hoch rein, für Regula ging der Plan leider nicht ganz auf, sie stand in der Fläche ab. Was uns nicht wirklich bewusst war: Vor uns waren 5 Piloten unterwegs gewesen, meist so hoch dass wir sie gar nicht wahrnahmen. Der Sieger, Yassen Savov, kam 20 Minuten (!) vor Steph Morgenthaler (sechst-schnellste Zeit) an. In der Rangliste fallen wir Schweizer noch ein bisschen weiter zurück, da wir erst am Schluss so richtig aufholen konnten und darum etwas weniger Leading-Points erhielten. Aber heute war ja erst der Anfang...