CIVL Plenary Meeting, Update und Kommentar
Martin Scheel,
16. February 2013
Seit Donnerstag tagt die CIVL. Donnerstag und Freitag waren Arbeitsgruppensitzungen, Samstag und Sonntag ist das eigentliche Plenary Meeting an dem gewählt wird. 33 Stimmen sind anwesend (inkl Proxys). Es gibt das eine oder andere interessante Thema, aber in erster Linie geht es um die Definition der erlaubten Modelle von 2014 an. Comp Classe *************** Die Seiten schienen verhärtet: Die Wettkampfszene (PWCA, CIVL) wünscht sich Modelle mit wenig Einschränkungen, insbesondere damit diese auch kontrolliert werden können und damit das Verfahren billig ist (vor allem für die Extragrössen, die sonst gar nicht homologiert werden). Die PMA wünscht sich (seit der Enzo bewiesen hat dass EN nicht geeignet ist), ebenfalls ein einfaches Verfahren, dass günstig und von EN getrennt ist. Die Verbandsvertreter, vereinigt in der EHPU, wünschen sich normierte Schirme (Rechtssicherheit) und sind von Flugtests nicht abzubrigen. In vielen Diskussionen wurde nun ein Kompromiss gefunden, der wohl als historisch bezeichnet werden darf. Alle "Seiten" wie EHPU (repräsentiert durch Klaus Tänzler), PMA (repräsentiert durch Dave Dagault und Luc Armand), Test-Center (Alain Zoller), CIVL und PWCA (repräsentiert durch Goran Dimiskovski) können damit leben (ich sage bewusst nicht "sind glücklich"). Der Kompromiss besteht aus den von der PMA vorgeschlagenen Beschränkungen (Streckung 7 und Geschwindigkeit max. 65) und dem Wettkampf angepassten Flugtests (Piloteneingriff nach einer Sekunde, nur obere Gewichtsbereich). Eingeführt wird diese Comp Classe am 1.1.2015. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist der Standard dann auch schon offiziell in EN (weil eben die EHPU dahinter steht). Nun gut, keine der oben erwähnten Seiten können ganz glücklich sein. Nur eines ist sicher: Alle unterstützen diesen Kompromiss und es ist zu erwarten, dass etwas Ruhe in die Sache kommt. Unglaublich aber wahr: Der Vorschlag wird beinahe einstimmig! angenommen. Quote vom Vorsitzenden: "Joint proposal was voted unanimously minus Great Britain. Emotionnal speeches here and there, Goran underlining that it is the 1st time that EHPU/CIVL/PWCA/PMA agree on a project and that gliders are test flown in real competition flight conditions (harness, pilot input)" Entscheidungen von Samstag ********************************* WM 2015: Findet in Kolumbien, Roldanillo statt. Es wird herausgehoben, dass Probleme mit Wolken- und Feuerflug frühzeitig angegangen werden müssen. Sonntag Vormittag ******************** Harness with 2 reserves: (Mein Post war gestern falsch!) Es war eine Entscheidung des Bureau (Vorstandes), wurde nun aber im Plenum mit 14 : 16 abgelehnt. Neu: 2 Notschirme oder einer, aber mit beiden Händen erreichbar, in Kraft May 2014 Höhenbonus: (CESS, aber mit vertikalem Cylinder) wird auf 1.1.2014 eingeführt. Er wird "abschaltbar", damit der Tasksetter auch einen normalen Endanflug definieren kann. Unterschrift auf Glider: Abgeschafft, kaum nötig, da die Modelle eh 90 Tage vor Wettbewerbsbeginn homologiert sein müssen (Achtung: 90, nicht 60 wie letztes Jahr). Delta-WM 2015: Findet in Mexiko statt (etwas später als die Paraglider-Season) Abschaffung des Modells "FAI-Sphere": - ab einem gewissen Zeitpunkt wird nur noch mit dem Erdkrümmungsmodell WGS84 gerechnet werden. - dies eliminiert die Unterschiede bei grossen Cylindern - In den FAI-Rules ist es schon drin, unsere Software muss aber noch umprogrammiert werden (auch die Instrumente) - Zeitpunkt ist deswegen noch nicht klar, frühestens 1.1.2014 (Achtung, viele Instrumente müssen ubgedated werden - die Firmwares gibt es wohl aber erst kurz vor Einführung). Sonntag Nachmittag ********************** Nächstes Meeting ist in Bali, Ende Februar Bemerkungen zum Entscheid Comp Class ************************************************ (persönliche Kommentare und Meinungen von mir!) Streckung 7: Nicht dass dies mein Wunsch gewesen wäre! Aber die Hersteller (PMA, Ozone!) wollten diese Beschränkung. Sicher ist, das das Rennen nach immer mehr Streckung damit beendet wird und sich die Entwicklung um Wichtigeres (stabiler, Polare) kümmern kann. Speed max 65: Im Moment wird dieser Wert noch nicht erreicht. Es schein aber Sinn zu machen, einen Wert zu fixieren. Er dürfte schon mit den ersten Comp Class Modellen erreicht werden. Load Test, Leinen: Ohne physical Load Test (PMA-Vorschlag) hätten viele Länder dagegen gestimmt (auch die Schweiz). Es ist zu wissen, dass auch für EN nur eine Grösse getestet werden muss, die andern können gerechnet werden (mit einer Sicherheitsmarge). Nachteilig ist bei den normalen EN-Festigkeitsanforderungen, dass Dyneema bevorzugt wird (nach dem Knicktest ist Dyneema stärker als Aramid). Tatsache ist aber, dass diese Regeln bis Inkrafttreten noch geändert werden können (WG6 muss die Comp Klasse ohnehin definieren und in EN einbauen). Flugtests: wie es für den Wettbewerb Sinn macht: - nur oberer Gewichtsbereich - mit Liegegurt - Piloteneingriff nach 1 Sekunde Conical End of Speed Section: Dies ist integraler Bestandteil des ganzen. Und zwar deswegen: Bei jedem Winkel des Cone (oder äquivalent der Höhenbonus) gibt es bei einer gewissen Polare nur eine Geschwindigkeit, mit der der Endanflug geflogen wird. Wer schneller fliegt verliert, da er auf der Polare schlechter wegkommt. Wird dieser Winkel nun so gewählt, dass die Soll-Geschwindigkeit 5-10 km/h tiefer ist als die maximale Geschwindigkeit der Modelle, macht Tuning weniger Sinn. Welche Alternativen hätte CIVL gehabt: EN ohne Änderungen. Die Nachteile: - Die Testpiloten dürften sich bald geweigert haben, EN-D zu testen. Die Pflicht, 3 Sekunden zuzuwarten bis man eingreift ist nicht nachvollziehbar und gefährlich. Alain Zoller hatte einen schweren Unfall. Ein Teststopp wurde diskutiert. - Die Wettbewerbsmaschinen zerstören das eigentliche EN weiter. Dr Druck auf Hochleistung in den einzelnen Klassen nimmt weiter zu. - Endloser (und teurer) Kampf um mehr Streckung PMA-Vorschlag. Die Nachteile: - Überhaupt keine Flugtests (Streckung 7 heisst keineswegs, dass dies alleine schon sicher ist (im Gegenteil, die Flügel werden flacher und schiessen mehr)). - Viele EHPU Länder hätten Wettbewerbe ohne EN nicht zugelassen! - Nach dem ersten Unfall würde es wiederum verboten werden (gleiche Situation wie "Piedrahita" Diese Homologation ist beinahe, was sich viele seit langem wünschen: - Etwas vereinfachtes Verfahren (günstiger) - Echtes EN (die beteiligte EHPU wird dafür sorgen, dass es schnell geht) - Flugtests wie es für den Wettbewerb Sinn macht (nur oberer Gewichtsbereich, mit Liegegurt, Piloteneingriff nach 1 Sekunde) Jörgs Umfrage zeigt (im Download, Bild): Weniger als 20% der Piloten wünschen sich eine reine offene Klasse. Alle andern wünschen sich Einschränkungen diverser Art. In gewissem Sinn wurde nun den meisten Pilotenwünschen entsprochen. Natürlich ist niemand zu 100% befriedigt, aber bei Kompromissen ist es kaum anders möglich. Die Tatsache, dass EHPU, PMA, PWCA (alle drei nicht offiziell, nur Vertreten durch Vertreter) und CIVL eine gemeinsame, offizielle Lösung definiert haben lässt hoffen, dass Ruhe in die Glider-Sache kommt. Dies dient allen! Eventuell fliegen die "normalen" EN-D-Modelle etwas besser. Die Comp Class aber dürfte schneller fliegen und mehr Spass machen. Und die Tatsache, dass bei den Flugtests nach 1 Sekunde schon eingegriffen werden darf lässt hoffen, dass wieder klappstabilere Modelle zugelassen werden (bei 3 Sekunden müssen die Modelle so konstruiert werden, dass sie "nett" klappen. "Nett" klappt ein extrem klappstabiles Modell kaum...).