SHV/FSVL
Menu

Competition News

XI World Paragliding Championship (FAI)

Trauerfeier und Gedanken

Martin Scheel, 9. February 2009
Wir sind gestern Abend (mit drei Stunden Verspätung) heimgekommen und es war schön, dass wir alle von Familie, oder von guten Freunden abgeholt wurden. Freude und Trauer können wohl kaum viel stärker sein und so nahe beieinander. Das herrliche Fluggebiet mit den schönen Flügen, die Sonnenuntergänge. Das Team, die Resultate. Und das Unfassbare, der Verlust, die Trauer. Für mich habe ich gespürt, dass die Heimreise ein weiterer, schwieriger Schritt ist – und den andern ging's wohl auch so. Wir haben unseren Ort verlassen. Die Gleitschirmflüge, die Nähe, die wir noch zu Stefan spürten und das Team, in dem wir uns jetzt eine Woche lang gegenseitig Halt geben konnten. Ein tiefes Loch wird noch sehr lange in uns bleiben. Aber zumindest teilweise konnten wir es wieder mit Sonne und Leben überstrahlen. Die Erfahrungen waren extrem intensiv und jeder hat viel mitnehmen dürfen, wofür wir Stefan auch dankbar sind. Warum ein jeder von uns fliegt, wurde wohl allen von uns klarer. Die Konsequenz ist aber nicht bei allen "Weitermachen mit Wettkampf". Vielmehr wurden wir uns des Wertes des Lebens viel stärker bewusst, als je zuvor. Eben. Nicht alle werden weiter Wettkampf fliegen. Andy Aebis vage Absicht aufzuhören wurde zu einem klaren Entscheid. Und auch einige andere WM-Teilnehmer werden aufhören. Aber wir alle sind uns klarer denn je: Wir wollen weitermachen mit einem intensiven, bewussten Leben. Wie auch immer das ausschaut. Trauerfeier Die Trauerfeier findet morgen Dienstag um 14 Uhr in der Kirche Reichenbach statt und danach ein Beisammensein im Hangar auf dem Flugplatz. Bei der Kirche stehen nur wenige Parklätze zur Verfügung, weswegen die Autofahrer gebeten werden, beim Flugplatz Reichenbach zu parkieren. Ein Bustransfer zur Kirche ist ab ca. 13:00 Uhr organisiert. Infos zur Anfahr findest du hier: www.shv-fsvl.ch/fileadmin/redakteure/PDFs/Sport/Agenda/anfahrt.pdf
XI World Paragliding Championship (FAI)

Die WM ist fertig

Martin Scheel, 6. February 2009
Aufgabe über 87 km, stabile Bedingungen und nicht wenig Wind. Der laufende Task heute wurde um 14:30 gestoppt - die WM ist somit fertig. Stef Wyss und Anja sind abgestanden. Andy war vorne dabei und Chrigel ist im Moment noch in der Luft und fliegt heim. Die Resultate spielen aber keine Rolle, weil ein Task bei einer WM nur gültig ist, wenn mindestens ein Pilot im Ziel ist (Section 7, 2.18.7.4: A stopped task will be scored only if it is a Race to Goal and a minimum of one pilot is in goal.). Die Endrangliste ist deswegen dieselbe wie gestern: 1 Andy Aebi, Oberwil, Advance, Haglöfs, 9093 Pts 2 Stefan Wyss, Ringgenberg, Niviuk, Spälti Schaltgeräte AG, 9061 Pts 3 Aljaz Valic, SVN, Gin Gliders, Mastercard, 8994 Pts 4 Tomas Browner, CZE, Advance, 8910 Pts 5 Luca Donini, ITA, Gin Gliders, 8739 Pts 16 Christian Maurer, Leissigen, Advance, Lowa, 8289 1 Elisa Houdry, FRA, Niviuk, 6523 Pts 2 Keiko Hiraki, JPN, AxisPara, 5827 Pts 3 Anja Kroll, Zürich, Gin Gliders, 5637 Pts Teamwertung (ohne Schweiz, da wir uns nach dem tragischen Unfall zurückgezogen haben): 1. Czech Republic 25473 Pts 2. Italy 25114 Pts 3. Slovenia 24203 Pts Ich spüre riesige Erleichterung. Die tiefe Trauer, zusammen mit der nun doch wieder gestiegenen Anspannung in Bezug auf die Resultate hat uns sehr mitgenommen. Die Siegerehrung dürfte pünktlich um 20:00 sein. Bilder werde ich spätestens morgen früh hochladen. Heute hat das Task-Komitee übrigens zum ersten Mal einen groben Fehler gemacht: Nach der „End of Speed Section“ sollte noch „Torre“ geholt werden – die tief fliegenden Piloten hätten sich entscheiden müssen, über die Stadt zu fliegen oder zu landen. Nachtrag: Als ich den Bericht gestern geschrieben hatte, wusste ich nur, dass es wegen Helikopterflügen war. Der Grund waren zwei Rettungen. Ein Grieche und ein Japaner, beide mit Knochenbrüchen am Arm und Stauchungen im Rückenbereich. Beide sind im ABC Hospital Santa Fee (sei eine der besten Kliniken) und es geht ihnen Umständen entsprechend gut (besser als zuerst angenommen).
XI World Paragliding Championship (FAI)

Task Dienstag und Fotos vom Gedenktag

Martin Scheel, 3. February 2009
Heute waren die Bedingungen wieder ideal, so dass ein Task über 114km ausgeschrieben wurde (wobei 6 km weniger geflogen werden mussten, wegen einem 3 km-Zylinder). Chrigel gewinnt, Andy und Stef Wyss sind 4. und 5. Auch Anja ist wieder geflogen und hat die Aufgabe ohne sich selbst zu pushen als 4. zu Ende geflogen. Die Resultate aber sind in unserem Denken im Hintergrund. Wir können uns nicht so richtig darüber freuen. Leid und Freude trifft zusammen. Freude über das Leben, das wir intensiver denn je wahrnehmen. Sonnenuntergang, Freunde. Der erlebte Flug. Ich bin immer wieder den Tränen nahe, ohne sagen zu können warum. Hilfe Ich habe in den zwei Tagen unglaublich viele e-Mails erhalten mit sehr positiven Worten. Auch wenn ich noch nicht alle beantworten konnte: Jedes einzelne tut gut. Es ist schön zu spüren, dass so viele mit uns sind. Und unseren Weg unterstützen. Verarbeiten Wir haben ein starkes Team. Unsere Köchinnen, unsere Helfer, unser Heim. Immer schon habe ich für die zwei Wochen langen FAI Wettkämpfe grossen Wert darauf gelegt, den Piloten und Helfern ein Zuhause zu schaffen. Jetzt ist dieses Zuhause sehr, sehr viel Wert. Wir können uns gegenseitig helfen, wir leben miteinander und für die gleichen Träume. Wir haben ähnliche Sorgen und stürzen immer wieder mal in tiefe Trauer, Unverständnis und Verzweiflung. Wir verstehen einander. In vielen, vielen Gesprächen kommen wir uns näher denn je zuvor. Für mich ist es sehr schön, dass nicht jeder für sich zu Hause ist. Hier können wir den tragischen Unfall viel besser verarbeiten. Von meinem spanischen Freund und Redaktor der Zeitung "Parapente" Mario Arque haben wir freundlichweise Fotos vom Gedenktag erhalten. Fotos von Stefan Mast findet ihr hier: www.sportmanagement-mast.de/deutsch/galerie/fotos_2009/01022009/
XI World Paragliding Championship (FAI)

Gedanken

Martin Scheel, 2. February 2009
Stefan ist heute zusammen mit seinem Freund Thomas auf der Heimreise in die Schweiz. Am Dienstag Mittag schon wird Stefan in seinem geliebten Berner Oberland ruhen. Ich bin sehr glücklich, dass Stefan so bald schon dort und in der Nähe seiner Eltern, Verwandten und Freunden ruhen darf. Selbstverständlich beschäftigt mich als Teamleader die Frage, ob wir als Team geschlossen mit Stefan heimreisen. Ich würde mich nicht als ungläubig bezeichnen, aber ich glaube eher an den Menschen an sich, an die Natur, an das Leben. So habe ich mich schon bald nach Stefans Unfall entschlossen, selber sicher hier zu bleiben beim Geist Stefans und die Piloten in ihrer eigenen Entscheidung voll zu unterstützen. Was für mich zählt ist der Mensch. Sein Herz. Sein Leben. Meine Piloten habe ich in unseren Gesprächen aufgefordert, nach ihrem Herzen zu entscheiden und nicht nach eventuellem Druck von Konventionen. Meine Piloten sind für mich so etwas wie meine eigenen Kinder. Ich begleite sie vom Junior Challenge bis hin zu den Welt- und Europameisterschaften, wo wir als Team jeweils gut zwei Wochen zusammen leben. Ich lebe die Träume mit und nun auch ihre Bestürzung und Sorgen. Nach den extrem traurigen Tagen und totaler Unsicherheit hat dann einer nach dem andern gespürt, dass es auch für ihn richtiger ist, hier beim Geiste Stefans zu bleiben, als so schnell wie möglich nach Hause in die gewohnte Umgebung zu fahren. Wir alle sind den Angehörigen Stefans, insbesondere der Mutter Yvonne sehr, sehr dankbar, dass sie uns in dieser Entscheidung unterstützen. Und dass sie mit der Beisetzung warten bis wir alle zurück sind. Heli Eichholzer, der Stefan in seiner letzten Stunde begleitete, wir alle und viele, viele mehr werden Stefan am Dienstag in einer Woche bei seinem letzten Flug begleiten. Stefans Leben war viel zu kurz. Mehr aber als die Länge des Lebens zählt die Qualität. Stefans Leben war an Intensität wohl kaum zu überbieten. Er wird weiter fliegen. Für immer. Und wir alle werden ihn wieder antreffen. In Trauer, Martin
XI World Paragliding Championship (FAI)

Liebe Freunde

Martin Scheel, 30. January 2009
Wir haben die traurige Pflicht, euch über den tragischen Unfall von Stefan Schmoker zu informieren. Stefan startete gestern etwa um 11:40 Uhr zum 6. Durchgang dieser Weltmeisterschaften. Die Bedingungen waren für dieses Fluggebiet „normal“ – an einigen Stellen (vor allem tief) auch turbulent, aber durchaus fliegbar. Der Luftstart zum 87 km-Race erfolgte um 12:45, etwa um 13:15 kamen die Piloten wieder in der Nähe des Startplatzes vorbei, auch Stefan. Über einer steilen Rinne in der Nähe des „Peñon“ hat Stefan nach übereinstimmenden Angaben von Augenzeugen einen grossen Klapper mit anschliessendem Verhänger. Stefan schafft es, den Flügel zu stabilisieren und versucht vom steilen Gelände wegzusteuern und den Verhänger zu öffnen, was ihm nicht gelingt. Stefan stürzt in steiles, felsiges Gelände. Heli Eichholzer (A) schafft es trotz schwieriger Bedingungen oberhalb der Absturzstelle zu landen und klettert von der Seite her zu Stefan. Erste Hilfe ist wegen dem steilen Gelände fast unmöglich. Kurz später seilt sich die Ambulanz zum Unfallort ab und erreicht diese nach rund 25 Minuten. Später kommt der Helikopter. Er kann aber nicht in der Nähe landen und den Unfallort auch nicht mit der Leine erreichen. Der Arzt wird in der Nähe abgesetzt. Stefan verliert das Bewusstsein und erliegt trotzt Reanimation gegen 15 Uhr seinen Verletzungen. Nadine und ich sind während dieser Zeit am Startplatz, wo wir Sichtkontakt zur Unfallstelle haben, und mit Organisation, Heli Eichholzer und Rettung kommunizieren. Es ist schwierig, aber wir entscheiden uns, die Piloten in der Luft nicht zu informieren um ihre Sicherheit nicht zu gefährden. Am Landeplatz herrscht Bestürzung bei allen. Ich bedanke mich ganz fest und tief bei Heli. Mit seiner extremen Landung im unwegsamen Gelände und seinem Klettereinsatz hat er es geschafft zu Stefan zu kommen. Er hat Stefan in seiner letzten Stunde begleitet. Stefan war ein ausgesprochen routinierter Pilot. Er flog wann immer möglich und realisierte in den Alpen viele, viele Streckenflüge über 200 km. Im Wettkampf gehörte Stefan zu den Besten. Sein Sieg am letzten Weltcupdurchgang 2008 in Brasilien, sowie sein dritter Rang im Gesamtweltcup sind der eindrückliche Beweis dafür, dass Stefan an dieser Weltmeisterschaft am richtigen Ort war. Wir haben Stefan als eher zurückhaltenden, aber umso tieferen Menschen geliebt. Mit viel Energie hat er seine Träume gelebt. Stefan darf jetzt wieder fliegen. Wir verbleiben in Trauer.
Seite: 12
Total: 20 Einträge