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Competition News

WM Piedrahita 2011

Weltmeisterschaften 2011 in Piedrahita

Martin Scheel, 10. July 2011
Seit den Europameisterschaften 1998 wurde im bekannten Fluggebiet Piedrahita kein Cat. 1 Event (WM/EM) mehr durchgeführt. Die älteren Piloten unter uns erinnern sich aber: Es gab damals auch ein neues Gleitschirmmodell, das besser und schneller war und viele Sicherheitsprobleme mit sich brachte. Der Sicherheit im Gleitschirmsport wird mittlerweile aber ein weitaus grösseres Gewicht beigemessen. Zum ersten Mal an einem Gleitschirmwettkampf mussten alle Piloten mit normierten Helmen, Gurtzeugen und Gleitschirmen fliegen. Bei den Gleitschirmen handelt es sich um die erst gerade eingeführte Competition Class, für die der Hersteller seine Modelle selber testen muss. Das Modell muss 60 Tage vor Wettkampfbeginn mit allen Dokumentationen inkl. den Testvideos angemeldet werden, 30 Tage vor Beginn muss es in den Händen des Piloten sein. Zwischen den Modellen von 1998 und heute können Parallelen gezogen werden: Beide Modelle waren viel schneller, als alle bisher da gewesene, und - meines Erachtens wichtiger - beide Modelle zeigen dem nicht-Profi zu wenig an, bevor sie einklappten. Jedenfalls waren die resultierenden Sicherheitsprobleme in etwa die selben. Nun, wie gesagt, hat sich das Sicherheitsdenken stark geändert. Im Gegensatz zu 1998 wurde dieses Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Gleitschirmsportes eine WM abgebrochen. Ich zitiere hier das Schreiben des CIVL-Präsidenten: Due to recent incidents at the 12th FAI Paragliding World Championship in Piedrahita, Spain the CIVL Bureau has temporarily suspended the certification of Competition Class Paragliders with immediate effect. This suspension means that paragliders classified as Competition Class under Rule 12.1.1.2 of Section 7B of the FAI Sporting Code are not permitted to fly in FAI Category 1 championships for the period of the suspension. Organisers of FAI Category 2 events are also strongly advised to consider whether Competition Class paragliders should be permitted to compete in events with racing tasks for the period of the suspension. John Aldridge President, CIVL Es ist nun aber komplett falsch, dass die Sicherheitsproblematik mit diesem Schreiben auf das Gleitschirmmodell reduzieret wird. Tatsache ist eine Kombination vieler Faktoren, wobei in erster Linie das Pilotenniveau beachtet werden muss: Selektioniert werden können Piloten, die in der Weltrangliste besser als Rang 800 !! sind oder zwei Flüge über lächerliche 60 km absolviert haben. Wer meint, dass mit der Einführung einer tieferen Klasse (Serial Class, EN-D oder ähnlichem) alle Probleme gelöst sind, ist beinahe sicher auf dem Irrweg. Die Erfahrung mit Testwettkämpfen hat gezeigt, dass die Serial Class ebenso viele Probleme mit sich bringt. Der englische Teamleader: "Wir hatten zwei Jahre lang nur Serial Class. An den British Nationals hier in Piedrahita hatten wir noch mehr Notschirmöffnungen als heute hier!". Auch am PWC das selbe: Zwei Jahre Testphase. Das Resultat: "1/3 der Piloten mit Serial Class verursachten 2/3 der Zwischenfälle". In etwa das selbe Verhältnis hatten wir diesen Frühling in der Gleitschirmliga. Die Problematik ist sehr, sehr Komplex. An ein Problem mit Serial Class an internationalen Wettkämpfen möchte ich hier schon vorweg erinnern: EN-D wird bis zum letzten ausgereizt und ganz normal käuflich. Die Problematik wird sich deswegen auf den Normalpiloten verschieben. Wenn es in diese Richtung gehen soll, dann empfehle ich dringend, sehr dringend, heute EN-D zu kopieren, leicht an den Wettkampf anzupassen und als Competition Class einzuführen. Nur so kann obige Problematik eingegrenzt und schnell genug auf neue Entwicklungen reagiert werden. Zwei Tasks, gültige Weltmeisterschaft ***************************************** Wir sind hier nun also nur zwei Durchgänge geflogen, einen ersten über 156km, einen zweiten über 76km. Die Weltmeisterschaften sind damit gültig und wenn man bedenkt, dass es im Pinzgau eine gänzlich ungültige Meisterschâft gegeben hat (Föhn, Regen) und auch an der EM 2010 nur knapp 3 Durchgänge zustande kamen, darf der sportliche Wert nicht allzu tief eingeschätzt werden. Die Tatsache, dass unsere Piloten defensiv geflogen sind, weil man natürlich mit 6 und mehr Durchgängen rechnete, diese Tatsache hatten alle, oder zumindest die führenden Teams. 1 Charles Cazaux FRA 1966 2 Luca Donini ITA1927 3 Andreas Malecki GER1900 4 Josh Cohn USA 1898 5 Peter Neuenschwander SUI 1887 21 Stefan Wyss SUI 1775 37 Michael Sigel SUI 1660 1 Petra Slivova CZE 1646 2 Regula Strasser SUI 1392 3 Kirsty Cameron 1081 1 France 3808 2 Great Britain 3739 3 Switzerland 3710
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Freitag: Competition temporarily stopped

Martin Scheel, 8. July 2011
Gestern wurde den ganzen Tag lang diskutiert,, was die Gründe für die Zwischenfälle und die Unfälle gewesen sein mögen und was verbessert werden könnte. Fakt ist, dass die meisten Zwischenfälle beschleunigt stattgefunden hatten. Es gab aber auch weitgehend unerklärbare, vor allem Francisco Vargas, der nur leicht beschleunigt in ruhiger Luft flog (Regula Strasser war 20 m hinter ihm). Die Hersteller sind sich aber einig, dass an den Geräten hier vor Ort keine faire Lösung gefunden werden kann (diskutiert wurde vor allem "Beschleunigungsweg beschränken"). Vorgeschlagen ist nun, nur noch Rückenwind-Tasks zu machen mit einem entfernten ZIel, das nicht erreicht werden kann (damit kein Endanflug stattfindet). Zudem soll am Pass eine verbotene Zone eingerichtet werden, damit die Piloten nicht zu tief ins Lee fliegen. Am Abend fand dann das vermeintlich informative Briefing statt, ob die Meisterschaft weitergeführt oder abgebrochen wird. Wir wurden dann aber nur darüber informiert, dass die FAI/CIVL die "Competition temporarily stopped" (Juryoräsident Vitor Pinto). Zudem wurden wir mit den ohnehin schon definierten Vorschlägen konfrontiert, die dann zu hitzigen und teilweise unsinnigen Diskussionen über ohnehin klare Regeln führten. Zum Glück müssen die Piloten sich dies nicht antun - Micha und Philippe gingen zu einem Abendsoaring, das ausgesprochen schön gewesen sei. Andere waren am Baden. Heute um 10 gehts weiter mit diskutieren. Heute um 8 wurde frühestens ein Entscheid der CIVL in Aussicht gestellt.
WM Piedrahita 2011

Francisco Vargas, Eitel von Muhlenbrock

Martin Scheel, 7. July 2011
In Trauer muss ich euch mitteilen, dass gestern zwei Piloten nach ihrem Abstruz gleich am Unfallort ihren Verletzungen erlegen sind. Der Argentinische Pilot Francisco Vargas hatte in etwa 100m Höhe leicht beschleunigt einen Frontklapper, worauf die beiden Flügelenden nach vorne kamen. Die Flügelenden blieben verhängt, der Gleitschirm kam in eine stabilen Sackfluglage. Erst sehr knapp über Boden entstand eine heftige Rotation in der Francisco nach 180° Drehung aufschlug. Der Unfall passierte etwa um 2 Uhr unweit des Startplatzes. Der Chilenische Pilot Eitel von Muhlenbrock startete etwa um 4 Uhr in grosser Höhe 8 km vor dem Goal den Endanflug. Auch er hatte einen Fronklapper, aber etwas asymmetrisch. Der Schirm ging sofort in eine heftige Rotation. Eitel war vertwistet. Augenzeugen berichten, dass es schien, dass er zuerst beide Hände nicht aus dem Twist befreien konnte, dann die falsche um den Notschirm zu ziehen. Eventuell wurde Eitel auch ohnmächtig. Jedenfalls zog der geübte Acropilot den Notschirm nicht. Es gab gestern weitere Zwischenfälle. Marina Olexina verlor die Kontrolle über ihren Schirm und öffnete den Notschirm kurz nach dem Pass Richtung Avila. Im Endanflug hatten weitere 4 Piloten Frontklapper und öffneten ihre Notschirme. Alle verliefen glimpflich. Die Aufgabe führte zum so genannten Corall (vor dem Pass) zurück zur Startboje bei Piedrahita. Dann einige km nach Westen und schliesslich nach Avila. Die Aufgabe war den stabilen Bedingungen entsprechend gut gesetzt. Nur sehr wenige Piloten berichteten von Turbulenzen. Die Bedingungen können nicht für die Unfälle verantwortlich gemacht werden. Alle Piloten sind sich einig, dass die Bedingungen sehr gut fliegbar waren. Problematisch war eher noch das Gedränge nach dem Start. Um 10 Uhr haben wir ein Teamleaderbriefing, an dem wir genaueres erfahre und auch ob der Wettkampf abgebrochen wird. Unsere Piloten flogen gut, vor allem Petsch Neuenschwander, der wieder als bester Schweizer als 8ter ins Ziel kam. Leider war Micha etwas langsam, er musste einige Zeit gegens Absaufen kämpfen.
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Zum Auftakt 150km Task nach Osten

Martin Scheel, 6. July 2011
Bei Westlichen Winden wird nach Osten geflogen, konkret zum weitesten Goal in Argovia (östlich von Segovia). Gemäss Steve Ham (technischer Direktor) ist der Wind zu stark, um eine geschlossene Aufgabe zu setzen. Problem an Aufgaben östlich von Avila ist ein heilloses Wirrwar an Lufträumen, durch die man ohne neueste GPS kaum hindurch findet. Zudem muss eine Maximalhöhe von 3048m eingehalten werden. Das Race über die gut 150km war sehr schön und dank Rückenwind gings mit über 40km/Std im Schnitt ins Goal. Unser Team schnitt gut ab. Die provisorische Rangliste: 11 Petsch Neuenschwander 20 Micha Sigel 36 Stef Wyss 2 Regula Strasser Es dürfte aber ncoh gravierende Aenderungen geben, weil: Anscheinend sollen 60 Piloten in den verbotenen Lufträumen geflogen sein. Die Regel war klar: Erstes Mal 100m drin = Warning. 2x 100m drin ist gleich 0 für den Task. Wahrscheinlich sind die Auswerter die halbe Nacht am Checken der Tracks. Es wird spannend, die Rangliste morgen früh. Bei uns sollte es höchstens Verwarnungen geben. Der Bericht von Petsch Neuenschwander: Die heutige Aufgabe führte vom Startplatz mit einem 20km Exit-Radius Richtung Goal „A6“ ohne jegliche Bojen. Doch navigieren musste man dennoch enorm, da wir um 4 Radars (Luftraumsperren) zirkeln mussten! Den Exit-Start habe ich mit Steff Wyss gehörig versaut. Wir mussten nochmals gegen den Westwind anfliegen, weil uns die Thermik zu stark versetzt hatte. Somit nahmen wir das Rennen fast als Letzte in Angriff. Vor Avila nach ca. 50km konnte ich dank einer guten Linie in den zweiten Pulk aufschliessen. Danach ging‘s los mit all den Radaren! Vor lauter Angst vom staken Westwind wieder in die Sperrzonen hineinzudriften - ähnlich wie vor dem Start - beschloss ich etwas mehr aufzukreuzen, was sich dann als Superlinie entpuppte. Von da an war ich immer im Spitzenpulk dabei und konnte von nun an das Rennen entspannter angehen und auch zu Ende fliegen. Am Schluss flogen wir mit über 100km/h Groundspeed in Richtung Goal! das war lustig.... Start und Landefotos folgen morgen.
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Sonntag: Einschreibung

Martin Scheel, 3. July 2011
Im Moment gerade stehen die Piloten für die Einschreibung an. Das wird länger gehen. Zum ersten Mal an einem Gletischirmwettkampf werden auch technische Details an der Ausrüstung kontrolliert: Helm, Gurtzeug, Leinen und die Unterschrift, die zeigt, dass der Pilot gemäss den Regeln schon seit einem Monat im Besitz des Gerätes ist - dies um ihm die Möglichkeit zum Trainieren zu geben. Unterschrift: Der Pilot muss nach dem Erhalt des Schirmes auf dem Tuch in der Nähe der Seriennummer unterschreiben und ein Foto spätestens 30 Tage vor Wettkampfbeginn hochladen. Heute wird das Foto nun mit der echten Unterschrift verglichen. Peter Neuenschwander (Ozone R11) Michael Sigel (Gin gliders, Boomerang 8) Stefan Wyss (Ozone R11) Regula Strasser (Ozone R11) Alle Piloten sind vom Team Spälti (Spälti Schaltgeräte AG Hinwil) Philippe Arn, Jonathan Vigano, Cornelia Ruchti (Köchin) und ich unterstützen die Piloten. Dies hört sich nach einer grossen Crew an - würden wir (nur die Piloten, ein Helfer und ich) in ein Hotel, wärs aber teurer. Ein Haus, gutes Essen, eine familäre Umgebung sind für die Leistung an einem zwei Wochen dauernden Wettkampf wichtig. Wie man sieht ist das Team reduziert: 3 Herren und 1 Frau. Dies Aufgrund der Regel, dass alle Nationen dieselben Rechte haben. Es wird bei der Selektion mit 1+1 begonnen. Wenn ein Pilot die Selektionskriterien (WPRS <800 oder 2 Flüge im Ziel an einem Cat.2 Even von mindestens 60km) erfüllt kann die Nation ihn stellen. Es ergaben sich 3 vollständige Runden, was aber nicht heisst, dass alle Nationen 3+1 stellen können (weil sie zu wenig qualifizierbare Piloten haben). Runde 4 gabs nur noch für die aktuelle Nation Nr 1, Frankreich (und die Host-Nation Spanien kann auch 4 Piloten stellen). Zudem können die letzten Weltmeister teilnehmen, Andy Aebi (nicht anwesend) und Elisa Houdry (anwesend), wobei diese nicht für die Nation punkten können. Fürs Team punkten jeden Task die besten zwei. Heute Nachmittag um 17 Uhr ist noch ein obligatorisches Sefety Briefing, am Abend die Eröffnungsfeier. Morgen ist Trainingstask, am Dienstag gehts los!
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