Auswertung mit Time-based Scoring
Jörg Ewald,
12. August 2020
An der diesjährigen Schweizermeisterschaft liessen wir probehalber ein zweites Scoring-System nebenher laufen: Time-based Scoring (TBS). Informationen zu TBS finden sich auf www.timebasedscoring.org. Mit diesem Parallel-Scoring wollten wir zwei Dinge erreichen:
Weitere Erfahrungen sammeln, um die Feinjustierung der internen Mechanismen kontrollieren und allfällige Probleme entdecken
Die Bekanntheit unter den Piloten vergrössern, und auch ihre Reaktionen aufnehmen Martin hat mich nun gebeten, einen kleinen Abschlussbericht zu schreiben. Grundsätzlich ist natürlich ein Parallel-Scoring nicht ganz ideal. Auch wenn wir den Charakter unserer Rennen in TBS soweit wie möglich bewahren wollen, gerade für die Spitzenpiloten ergeben sich je nach Scoring-System kleine taktische Unterschiede. Zwei Spiele nach unterschiedlichen Regeln gleichzeitig auf höchstem Niveau zu spielen ist kaum möglich. Aus diesem Grund wählten wir für TBS die einfachste Variante, und verzichteten darauf, Sprints zu setzen. Hinzu kommt, dass Piloten verständlicherweise bei einem solchen Vergleich das System bevorzugen, in welchem sie das bessere Resultat erzielen. Oder zumindest erwarten, dass die Ranglisten identisch ausschauen. Wie gesagt, es war unser Ziel, den Charakter unserer Rennen zu bewahren, aber nicht, mit TBS Ranglisten zu erstellen die identisch sind mit den von GAP erzeugten. Die beiden Spiele - Rennen nach GAP oder TBS - sind leicht unterschiedlich, dementsprechend werden auch die Ranglisten leicht unterschiedlich sein. Da gibt es aus unserer Sicht auch kein "besser" oder "schlechter", kein "richtig" oder "falsch". Das Ziel von TBS ist ja lediglich, die Bewertung unserer Rennen so einfach zu machen, dass alle Beteiligten, Zuschauer und Medien die Resultate verstehen und nachvollziehen können. Kleinere Differenzen im Ranking nehmen wir dafür in Kauf. Und das alles lässt sich meiner Meinung nach auch gut mit einem Parallel-Scoring zeigen. Damit ihr euch selber ein Bild von den Ranglisten machen könnt, sind diese für die vier tatsächlich geflogenen Läufe (Tasks 2 bis 5) unten angehängt, zusammen mit zwei Varianten der Gesamtrangliste:
Die ganz einfache, wie sie uns für kurze Wettkämpfe bis 7 Tasks vorschwebt.
Eine Variante in welche der schlechteste Lauf gestrichen wird. Dies, um die Vergleichbarkeit mit der GAP-Gesamtrangliste zu erhöhen, bei welcher ja die schlechtesten 25% der Resultate, also effektiv rund ein Task, als Streichresultat wegfielen. Wenn wir die offizielle GAP-Gesamtrangliste mit der TBS-Gesamtrangliste mit Streichern vergleichen, fällt auf dass dieselben Piloten auf den ersten elf Rängen stehen, um maximal 3 Ränge verschoben: Top 11 Auch im Mittelfeld, rund um die besten Serienklassen-Piloten, ist das Bild ähnlich: Die Ränge 49 bis 60 werden in beiden Ranglisten vom gleichen Dutzend Piloten belegt, die maximale Verschiebung ist 2 Ränge: Mittelfeld Am Ende der Rangliste verändert sich zwischen GAP und TBS überhaupt nichts: Schlussfeld Eine wichtiger Punkt bei TBS ist, dass wir die erflogene Distanz von Piloten, die vor dem Ziel landen, in eine Zeit umrechnen. Wie gut uns das gelingt, sieht man am besten bei Piloten, die das Ziel nur einmal oder zweimal erreichten - da bleibt trotz Streichern mindestens einer dieser zu kurzen Flüge stehen. Bei den Piloten, welche das Ziel zweimal erreichten, liegen die Ränge ein bisschen weiter auseinander als in den bisher betrachteten Fällen, tendenziell ist eher eine Verschiebung nach hinten erkennbar: Zweimal im Ziel Bei den Piloten, welche das Ziel ein einziges Mal erreichten, schaut das ähnlich aus, wobei hier die Tendenz eher nach vorne zeigt: Einmal im Ziel Diese Unterschiede könnte man durch Anpassung der Parameter für die Berechnung der "Adjustment Speed" sicher noch weiter reduzieren. Wir werden dies bei zukünftigen Wettbewerben im Auge behalten, und bei Bedarf und genügend grosser Datenmenge entsprechend anpassen. Aus meiner Sicht konnten wir zeigen, dass ein TBS-Scoring, mit seiner massiv vereinfachter Berechnung und der sich daraus ergebenden verbesserten Verständlichkeit, sehr aussagekräftige und mit GAP vergleichbare Ranglisten produziert. Die Pilotenstimmen, die ich hörte, reichen von "super, so kriege ich wieder Lust darauf, Rennen zu fliegen" bis "das beeinflusst die Schirmentwicklung negativ hin zu höherer Geschwindigkeit". Letzteres Argument muss sicher im Auge behalten werden. Aufgrund der vorliegenden Daten lässt sich da aber noch keine Tendenz feststellen: In den Top 11 haben sich die "schnelleren" Boom 11 total um 2 Ränge verschlechtert, die "schnelleren" X-One um einen Rang verbessert. Die "langsameren" Enzos haben sich in der Summe um 3 Ränge verbessert, der "langsamere" Advance-Proto um 2 Ränge verschlechtert. Nächste Station für TBS sind die Slovenian Open, die vom 7.-13. September in Tolmin stattfinden. Dort wird erstmals bei einem internationalen Wettbewerb die Bewertung komplett nach TBS durchgeführt. Ohne Streicher, evtl. mit vereinzelten Sprints.