Tasks 1 und 2
Seit letztem Donnerstag bin ich mal wieder in Valle de Bravo. Das diesjährige Monarca Paragliding Open (bereits die neunte Ausgabe!) ist ja zugleich ein Pre-PWC, quasi die Hauptprobe für den Superfinal im nächsten Januar. Das Feld ist dieses Jahr dennoch etwas schwächer besetzt als in den früheren Jahren, was wohl vor allem am Weltcup in Kolumbien liegen dürfte, der erst vor einer Woche zu Ende ging. So fehlen vor allem die Top-Piloten aus den USA. Weltcup-Erfahrung haben etwa eine Handvoll der Teilnehmer hier, darunter Yassen Savov, Raul Penso und Xavier Murillo (der als Observer für die PWCA agiert und auch selber mitfliegt). Hinzu kommen noch einige sehr erfahrene Norweger um Ronny Helgesen, die hier - nach vielen Jahren Valle de Bravo im Januar - eine Art Heimvorteil mitbringen. Insgesamt sind 106 Pilotinnen und Piloten aus 20 Nationen am Start. Die Schweiz ist sogar mit zwei Piloten vertreten: Jan "Loopy" Vögeli, vielleicht einigen noch aus der Liga so ums Jahr 2000 herum bekannt, ist aus Colorado - wo er jetzt wohnt - angereist.
Nach drei Trainingstagen fühlte ich mich schon wieder sehr wohl am Schirm und war dementsprechend motivert für den ersten Task gestern. Valle de Bravo Standard über etwa 65 km: Ganz nach Westen (Divisadero), dann nach Osten (Saucos), bis zur Mitte zurück (La Casa) und dann ins Ziel, der Hügel hinter Valle. Nicht der Landeplatz wie sonst jeweils, denn das Wasser steht dieses Jahr so hoch, dass der See einen grossen Teil der Landewiese verschluckt hat. Mit dem hoch gelegenen Ziel können sich die Zielflieger schön einreihen vor der etwas anspruchsvollen Landung. Aber das war gestern überhaupt kein Problem, weil eh nur 8 Piloten ins Ziel flogen. Der Rest wurde grösstenteils vom sehr strammen Gegenwind auf dem Weg zur letzten Boje zu Boden gezwungen. So auch ich: Nachdem ich vorher zwei Mal der Versuchung widerstanden hatte, vorauszufliegen (meinen Absaufer im ersten Lauf letztes Jahr wollte ich auf keinem Fall wiederholen) blieb mir beim dritten Mal fast keine andere Möglichkeit. Meine Mitflieger waren nämlich plötzlich alle einige hundert Meter unter mir, und meiner Thermik ging bei 3500m der Schnauf aus. Auf einer ultralausigen Linie fiel ich noch vor Saucos auf Baumwipfelhöhe, konnte mich aber wieder ausgraben, die Boje als dritter nehmen, um dann ein paar Kilometer weiter doch am Boden zu stehen. Platz 20, der Schaden hält sich in Grenzen. Gewonnen hat Raul Penso, der nach eigenen Aussagen "viel Glück" hatte mit der Linienwahl.
Für heute waren 100% Zirrenabdeckung angesagt - zum Glück war's nicht ganz so schlimm, aber die ständig wechselnden Abschattungen brachten doch zusätzliche Dynamik ins Spiel. Wieder etwa 65 km, diesmal weniger weit nach West und Ost, dafür noch ein zusätzlicher Zick-Zack südlich des Sees. Führungsarbeit wurde auch heute nicht immer belohnt: Yassen stand auf halbem Weg ab, nachdem er sich einen Vorsprung von mehreren Kilometern herausgeflogen hatte. Raul hingegen zog sein Ding ebenfalls alleine durch und kam 11 Minuten vor Marko Hrgetic ins Ziel, der erste Verfolgerpulk folgte mit etwa 20 Minuten Rückstand auf Raul. Diesen Pulk hab ich zwei Mal überholt, um ihn dann beide Male, nach einer etwas bodennahen Flugphase, doch wieder vor mir zu haben. Bis ins Ziel hatte ich fast wieder aufgeschlossen, 18. Tagesrang, 11. Overall, noch 4 Tasks.
Martin Scheel on Thursday, 3. February 2011, 16:58