Erster, aber doch nicht Erster
Zweiter Tag beim PWC Spanien auf dem Yelmo. Ein 115 km langer Task stand auf dem Programm. Gut erholt von gestern (wir kamen kurz vor Mitternacht heim), ging es heute an den Start.
Die ersten Cumuluswolken versprachen einen besseren, weniger ruppigen Tag, was meine Motivation deutlich steigerte. Abgeschreckt von den Dust Devils am Startplatz vom Vortag, mied ich das übliche Startgetümmel und startete bereits als Zweiter.
Der Airstart gelang einigermaßen gut. Dann ging es gegen den Wind zur ersten Boje. Eine schöne Wolkenstraße zwischen der ersten und zweiten Boje zeigte deutlich, wo es gut steigen würde, obwohl heftige Turbulenzen die Freude manchmal trübten.
An der zweiten Boje verlor ich etwas an Höhe, da einige Piloten mit der Toleranz von 0,01% erfolgreich spielten, wie z.B. mein Flügelmann Baptiste Lambert neben mir. So musste ich etwa 100 Höhenmeter aufholen, was mir auf dem Weg zum dritten Wendepunkt auch gelang.
Entscheidend war die nächste Transition. Mit etwas mehr Höhe und Vorsicht konnte ich einen Vorsprung auf das Hauptfeld herausarbeiten. Das Hauptfeld musste einen 30-Grad-Schlenker einbauen, da die erhoffte Thermik am Hügel nicht zog. Sie mussten rechts über ein Dorf, das sonnig war und am Talende mit aufsteigendem Wind gut auftrieb. Dort konnte ich deutlich höher einfliegen und zu Honorin und zwei anderen aufschließen.
Bei der drittletzten Wende nahmen die anderen drei eine andere Linie und kannten den Aufwind wohl nicht, den wir zuvor erfolgreich genutzt hatten. Von da an konnte ich eine bessere Linie nehmen, und derselbe Aufwind zog immer noch gut durch. Danach folgte eine schöne Wolkenstraße, die ich mit zwei anderen Piloten teilte. Die zweitletzte Wende nahm ich als Erster. Beim nächsten Aufstieg wurde ich knapp von Hono und seiner Gefolgschaft eingeholt. Ich verließ die Thermik aber mutig als Erster und Höchster.
Noch 20 km bis zum Ziel. "Nun nur nichts anbrennen lassen und sauber zu Ende fliegen", musste ich mir mehrmals selbst zuflüstern. Knapp gefolgt von Manuel Quintanilla und einem weiteren Franzosen entschied ich mich für den direkten Weg gegen den Wind mitten durchs Tal. Die Wolken standen. Honorin und seine Gruppe nahmen einen kleinen Umweg entlang des Geländes und verloren dadurch knapp auf uns.
Ein letztes Mal im Tal aufdrehen, zusammen mit Manuel und Co. Mit 500 m Minus aufs Ziel flog ich als Erster zur letzten Wende ab. Kurz davor – wie erwartet – stand eine Wolke, und ich konnte im Geradeausflug steigen. Ich erreichte die Wende und flog ohne zu drehen weiter, machte bis auf +100 m aufs Ziel gut.
Dann die Nervenprobe: 5 km bis zum Ziel und es sinkt zwischen den Wolken wie erwartet mehr. 50 m Minus aufs Ziel. Dann doch noch etwas Steigen. Nerven behalten. Nicht drehen. Geradeaus aufs Ziel. Manuel und Co. mit Sicherheitsabstand hinter mir. Dann endlich, mein erster PWC Task Sieg.
Nach der Landung musste ich jedoch erfahren, dass ich aufgrund der Leading Points den Sieg doch knapp verpasst hatte. So ein Mist. Naja. Schön war es trotzdem.
Noch ein kleines Schmankerl am Rande: Wie der PWC vom Angriffskrieg in Russland beeinflusst wird. Am Tag zuvor war das Livetracking komplett gestört, und die Tracks wurden nur halb oder gar nicht aufgezeichnet. Die Server laufen auf Amazon. Die Täter sind bekannt. Wer es wohl sein mag?
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