1. Lagebericht
Eigentlich wollte ich ja nie in die USA reisen, solange mein Lieblings-A... noch President ist. Job bedingt musste ich aber nach Springfield TN (nähe Nashville) reisen. Die Gelegenheit einen Teil dieses riesigen Landes zu bereisen und zu befliegen wollte ich mir aber nicht entgehen lassen. So kam es, dass ich nun um 14:00 Uhr hier in Chelan WA in einem Kaffee sitze und diesen Bericht schreibe. Schon um 14:00 Uhr? – Ja der Task wurde wegen zu viel Wind abgesagt. Parawaiting und cancled days gibt’s also auch hier…
Chelan ist ein sehr spezielles Gebiet, was die ersten Kilometer nach dem Startberg betrifft. Gestartet wird auf einem der letzten Hügel der Cascades. Die Cascades sind die Hügel und Berge, welche sich von Seattle bis nach Chelan erstrecken. Ein Wettkampftask oder Streckenflug in Richtung Westen durch die Cascades wäre praktisch nur mit Helikopter-Rückholdienst möglich, da es praktisch keine Strassen und bewohnte Gebiete gibt. Leider liegt dieser Service in unserem Sport auch in den USA nicht drin und so wird praktisch nur in Richtung Osten geflogen, was zum Glück auch der Haupt-Windrichtung entspricht. Nach dem Start gilt es erstmal Höhe zu tanken, um die Querung über den Colorado River in Angriff zu nehmen. Auf der anderen Seite wartet das Flachland – aber nicht etwa weiter Unten, sondern auf fast gleicher Höhe wie der Startplatz! Wenn der Sprung auf die Hochebene geschafft ist, heisst es Flachland fliegen mit all seinen Reizen: Wünderschöne Dust Devils, welche die Schläuche markieren, 99% Notschirmfreundliches Gelände, welches selbst in turbulenten Bedingungen zum Gas geben einlädt und eine Aussicht, welche einen Alpenflieger immer wieder zu begeistern vermag.
1. Task (Montag 28.7):
64km Task; ca. 50km geradewegs Richtung Osten, danach 12km Nordwärts ins Goal. Die Flugbedingungen sind ähnlich wie bei meinem Trainingsflug zwei Tage zuvor: WSW-Wind am Startberg, Südwind auf der Hochebene. Die erste Querung nehme ich als einer der letzten Wettkampfschirme in Angriff, da ich nicht schon vor der Hochebene am Boden stehen will. Im Flachland geht es laut den Locals ungewöhnlich zäh vorwärts und der Südwind bringt einem in der Thermik immer wieder vom Kurs ab, welcher durch eine schnurgerade Strasse schön markiert ist. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas mehr Gas gebe, als die anderen und kann so zur Spitzengruppe aufschliessen. Da das ganze Feld aber etwas unübersichtlich und in die Breite gezogen ist, realisiere ich erst nach dem Flug, dass ich mal fast zu vorderst war. Bei ca. 30km versuchen ich und Matt Dadam, ein US Pilot welchen ich schon vom PWC Grindelwald kenne, der Gruppen zu entfliehen. Wir verlassen einen Schlauch nach halber Höhe und fliegen direkt in Richtung eines von tiefer aufsteigenden Hangis (Delta). Der Schlauch erweist sich aber nicht als so stark wie erhofft. Die anderen holen uns wieder ein und sind sogar noch höher. Matt schafft den Anschluss gerade noch, indem er nach Süden fliegt und dort gutes Steigen erwischt. Ich versuche geduldig zu bleiben und Suche um mich herum nach besserem Steigen. Nach erfolgloser Suche bin ich wenigstens so hoch, dass ich einigermassen beruhigt weiterfliegen kann. Ich versuche von nun an, möglichst der Strasse zu folgen, während dem die Spitzengruppe etwas nach Süden ausholt und immer in Sichtweite bleibt – allerdings immer ca. 500m höher als ich. So geht es in gewohntem Thermikversatz-Korrektur-Sinkflug-Stil weiter bis zur Boie. Ab dort heisst es mit Rückenwind und Gas Richtung Ziel. In der Nähe des Goals hat es ein kleines Tal mitten in der Fläche, wo ich die Spitzengruppe aufdrehen sehe. Ich denke das Goal liegt nach dem Tal. Ich mache mir Sorgen, dass ich in dem Tal kurz vor dem Goal absaufe und beginne 2km vor dem Goal wieder aufzudrehen. Nach ein paar Minuten schaue ich auf das GPS. Es zeigt 1.04km. Die End of Speed-Section (Linie wo die Zeit genommen wird) liegt 1km vor dem Goal! Ich hatte mich im Flachland wieder mal verschätzt. Wäre ich anstatt zu drehen geradewegs ins Goal geflogen, wären noch ein paar Minuten drin gelegen. Das Goal liegt nämlich nicht wie angenommen nach dem Tal sonder direkt darin und die drehende Spitzengruppe war längst im Goal. Dort angekommen stelle ich aber zu meiner weiteren Ueberraschung fest, dass die Spitzengruppe, seit ich sie verloren hatte, kleiner geworden war, und ich ein paar Südwärts ausholende Piloten noch überholt hatte. Ich beende den Task als 15. von ca. 30 im Goal und bin happy. Dass wir im Goal (welches sich im Niemandsland befindet), ca. 2 Stunden auf den Rückholer warten bringt mich deshalb nicht aus der Fassung. Die Rückholfahrer waren bei einer Baustelle stecken geblieben…
2. Task (Dienstag 29.7):
Wegen zu viel Wind abgesagt.
3. Task (Mittwoch 30.7):
Wegen zu viel Wind nach kurzem Parawaiting am Startplatz abgesagt…
Gruss aus dem sonnigen aber teils windigen Nordwesten der US&A
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