Day 4
Heute war ein schwieriger Tag. Es hatte keine Wolken und wir standen alle nach spätestens einer Stunde am Boden. Am Abend kommt Rico von seinem Flug zurück und Lars von der kalten Schweiz. So werden wir erstmals vollzählig sein.
Die meisten von euch waren noch nie in Brasilien fliegen. Deshalb erkläre ich euch mal, womit man das Fliegen hier im Flachland vergleichen kann. Stell dir vor, du bist in der Nacht in Thun. Du legst dich hin und wirst von einem Katapult in die Aare geworfen. So ist der Windenstart. Am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber wie immer lernt man mit allem um zu gehen. Dann bist du da im Fluss, aber leider kannst du nicht schwimmen. Zum Glück hat es überall Schwimmhilfen. Doch die siehst du nichts, denn es ist ja Nacht. Ab und zu leuchtet ein Licht und du siehst eine. Aber es ist nicht garantiert, dass du sie erwischst, denn das Wasser zieht dich mit. Wenn du sie greifen kannst, hat sie oft nach zwei Minuten keine Luft mehr und du musst die nächste suchen. Genauso ist es mit der Thermik. Du fliegst mit dem Wind und kannst nur so grob steuern, in welche Richtung es geht. Gegen den Wind hast du eh keine Chance. Ab und zu erwischst du durch Glück eine, aber dann ist sie auch gleich wieder vorbei. Hin und wieder siehst du ein Urubu, also ein Vogel. Doch der macht, was er will und ist nicht wirklich zuverlässig. Wolken hat es auch und die helfen sehr. Doch sie zu lesen, ist nicht immer einfach. Zudem ist die Basis am Morgen oft unter 1000 Meter. Auch Abrisskanten gibt es, doch bei dem Wind ist es nicht einfach, die Thermik darüber zu finden. Doch mit all diesen Lichtern kannst du dich irgendwie oben halten. Wenn nicht, gibt es genügend Landeplätze mitten in der Wildnis. Die Fahrer von "Fly with Andy" sind schnell da.
Nach so zwei Stunden werden die Schwimmhilfen immer besser und du kannst länger bei einer bleiben. Zudem wird auch das Licht besser und der Fluss geht weniger schnell. Leider weisst du nicht recht, wie der Fluss fliest, denn du erkennst in der Nacht nur Umrisse. So ist es auch in der Realität. Realität. Die Thermik wird stärker und die Basis höher. Doch auch der Wind nimmt ab und man fliegt langsamer. Im Flachen ist die Orientierung nicht einfach. Es sieht ja überall genau gleich flach aus. Nach jeder Thermik muss man überlegen, wo man eigentlich hinfliegen wollte.
Gegen Abend wird die Thermik wieder schwächer und so ist es noch ein Ausgleiten. Es ist wunderschön, da in den Sonnenuntergang zu fliegen. Wie, wenn man nach der langen Reise im Fluss endlich in Bern ist.
Was braucht es also, um erfolgreich zu sein? Neben einem guten Gespür fürs Fliegen, sehr viel Motivation. Denn die Tage, an welchen man in den ersten zwei Stunden absteht, sind zahlreich. Dann geht man halt am nächsten Tag wieder top motiviert, mit neuem Wissen los und gibt sein bestes.
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