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Task 1 - 104 km ohne ein Wölkchen am Himmel

Jörg Ewald 13. July 2015 World Cup Portugal
Diese Woche findet in Montalegre, Portugal, der zweite Weltcup-Durchgang dieses Jahres statt. Montalegre liegt ganz im Norden Portugals, praktisch an der Grenze zu Galizien. Der Ort liegt auf fast 1000m, was für angenehme Nachttemperaturen sorgt. Der Startplatz ist in rund 20 Minuten mit dem Auto erreichbar, eine brandneue Teerstrasse führt einem komfortabel hin. Von dort überschaut man eine eher flache Landschaft, leicht gewellte und ab und zu von grösseren Rippen durchzogen, welche eigentlich alle mit grossen Windrädern verziert sind. Was auch schon etwas verrät über das grösste Problem, mit dem man sich hier als Gleitschirmflieger auseinanderzusetzen hat: Es kann hier ganz schön pusten!

Trotzdem war Montalegre schon einige Male Austragungsort hochkarätiger Wettbewerbe wie z.B. die WM 2003, auch der PWC machte hier schon früher Station. Der Andrang war gross dieses Jahr, viele bekannte Namen tauchen auf der Startliste auf, die grossen Abwesenden sind die Schweizer: Das „Team“ besteht de facto aus mir alleine, Martin Portmann startet für seine Zweitheimat Brasilien.

Nach einem kurzen Einfliegen gestern mit wunderschönen Cumuli ging’s heute grad so richtig los. Am Anfang sah man zwar im Tal der nahen Stadt Chaves noch eine Art Bodennebel – vermutlich feuchte Meeresluft – aber der löste sich bald auf. Auf dem Programm standen dann zwei Wenden an der spanischen Grenze, dazwischen ein Ausflug zurück an den schönen See bei Montalegre, und dann rund 65 km nach Südosten, über Chaves hinweg. Total 104 km. Interessanterweise war eigentlich kein Wind prognostiziert, sicher atypisch für die Gegend, aber für uns natürlich sehr willkommen. Weniger willkommen: Es würde blau bleiben, keine Wolken die uns helfen bei der Thermiksuche.

So war dann auch die erste Hälfte ohne nennenswerte Schwierigkeiten zu bewältigen. Es stieg gut, im stärksten und interessanterweise ruhigsten Schlauch mit deutlich über 5 m/s, die Schläuche waren nicht sehr gross aber meist gut organisiert. Das änderte dann aber bei Chaves, da wurd’s dann plötzlich stabil – ob das mit der Meeresluft vom Morgen zusammenhängt? Jedenfalls, wer den Sprung auf das dahinterliegende Plateau früh und tief in Angriff nahm, kam in die Zwickmühle. Ich schreib das aus ganz persönlicher Erfahrung. Es stieg nirgends mehr sauber durch, die Schläuche waren eher hackig, und die sich ebenfalls verzweifelt an alles Steigen krallenden Mitflieger halfen auch nicht wirklich. Irgendwann schaffte ich’s dann doch, mich mit ein paar Minihopsern von der Plateaukante weg und zu besser steigender Luft hinzubewegen, da war aber der Hauptpulk bereits im gleichen Schlauch an der Basis und flog weiter. Das Spiel spielten wir noch etwa 3 Mal, ich immer unten rein wenn sie oben weiterflogen, dann kam noch eine letzte kleine Durststrecke knapp vor dem Ziel, die von einem starken Schlauch und dem nachfolgenden obligatorischen Dauersteigen bis ins Ziel (das den Schlauch und das vorgängige Bibbern natürlich völlig unnötig machte) beendet wurde. Mein bislang mit Abstand schönster Portugalflug. Was sicher auch daran liegt, dass man diesmal, im Gegensatz zur von Waldbränden verqualmten Serra da Estrela 2010, auch etwas von der Landschaft unter einem sieht.

Die Prognosen für die nächsten Tage deuten auf weiterhin schwache Winde hin, aber immer weiter steigende Basis. Heute kamen wir anfangs bis 2400m, in der zweiten Hälfte dann noch bis 1800m. Die Höhenlimite von 3650m soll aber durchaus relevant werden im Verlauf der Woche – wär ja genial!

P.S. Der Retrieve kann bei solchen One-Way-Tasks etwas länger dauern, zudem ist die Internet-Verbindung hier im Hotel etwas dürftig, ich hoffe aber trotzdem, täglich einen Bericht hinzubekommen. Wenn ich doch schon mal immer bester Schweizer bin!
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