Tag 7, Task 5: Schweizer Damen-Doppelsieg!
Was mir so enorm gefällt daran, für Spitzensportler zu arbeiten: Ihr Umgang mit Niederlagen. Nach ihrer Aussenlandung waren Emma und Yaël verständlicherweise enttäuscht. Das hielt aber zumindest von aussen spürbar höchstens für etwa zwei Stunden an. Heute Morgen erklärte mir Emma, dass das gestern der beste Wettkampfflug ihres Lebens war - und dass sich das im Resultat nicht zeige, sei eine kleine Unschönheit, würde daran aber nichts ändern. Yaël war heute so ruhig und fokussiert wie man das von ihr halt kennt, wirkte aber auch sehr entspannt und bereit für einen weiteren tollen Flug.
Die Aufgabe heute führte die Piloten weiter in die Fläche, nach Südosten, als alle vorherigen, und von dort Richtung Südwesten zurück zur südlich verlaufenden Hauptstrasse, über 55.1 km. Damit wollte man den hohen Abschattungen ausweichen, die aus Westen erwartet wurden.
Als das Startfenster aufging, waren nur wenige Piloten motiviert, zu starten: Die Wolken hingen tief, und so richtig gutes Steigen war nirgends auszumachen. Auf halbem Weg den Berg runter (mit dem Auto!) kam ich einmal um die Ecke und hatte plötzlich lauter Gleitschirme vor der Windschutzscheibe. Sowohl am Berg wie im Flachen draussen zog der Himmel immer mehr zu, die Piloten klammerten sich verzweifelt an alles, was wenigstens etwas langsamer sank. Der Luftstart, sonst auf die Sekunde genau genommen, war dieses Mal Nebensache. Im Zeitlupentempo krochen die Gruppen über die Linie, Minuten nach der Startzeit. Wer in den Rennmodus überging und auch nur leichten Druck nach vorne machte, stand bald am Boden. Das erfuhren von uns Sepp und Dominic, die nach 10.8 km am Boden standen, und dennoch weiter kamen als dutzende andere.
Kurz bevor die Spitze die östliche Wende erreichte, riss der Himmel plötzlich auf und zeigte sich in Blau, mit appetitlichen Cumuli durchsetzt. Die Steigwerte blieben trotzdem sehr bescheiden, so hatte ich gute Gelegenheit, zu verifizieren dass der grösste Teil der Schweizer in der Spitzengruppe mit dabei war, während sie längere Zeit direkt über meinem Kopf drehten - das Livetracking hatte heute ab und zu etwas Empfangsschwierigkeiten.
Etwa 10 km nach der Boje versperrte ein grösseres Wolkenband den Weg zum Ziel. Steph war bis dorthin mit dem späteren Tagessieger Russ Ogden geflogen, versuchte einen seiner berühmten Zauber-Moves und stand kurz danach am Boden. Die Spitzengruppe, mit dabei die 5 verbleibenden Schweizer, tastet sich immer weiter vor. Schlussendlich wurden sie von Russ Ogden links überholt, der flog einen unglaublichen Endanflug, über mehr als 10km, bei dem er wohl erst ans Gelingen glaubte, als er (in etwa 3m Höhe) über die Ziellinie flog. Und dann kamen sie. Mittendrin, als erster Schweizer, Christoph, direkt dahinter Yaël, Nanda, und etwas später auch noch Dan. Emma kamen 300m vor der Linie eine Baumreihe und der Boden in die Quere. Als ich sie an ihrem Einschlagplatz abholte, grinste sie mich an und meinte "Das gestern war doch nicht der beste Lauf meines Lebens. Das ist der heute." - und recht hat sie! Drei Stunden lang in schwächster Thermik mit der Spitze mitzuhalten, ist eine Riesenleistung!
Christoph landete schlussendlich auf dem 14. Tagesrang, und schob sich in der Gesamtrangliste auf den 6. Platz vor. Yaël (16.) und Nanda (23.) sorgten bei den Damen für einen Schweizer Doppelsieg. Yaël hat sich damit hinter Seiko Fukuoka wieder auf den zweiten Damen-Gesamtrang vorgearbeitet - besser kann man aus meiner Sicht nicht auf eine Niederlage reagieren. Dan kam auf den 27. Rang, Emanuelle trotz den fehlenden 300 Metern noch auf den 45. Rang - bei den Damen wurde sie sechste. In der Nationenwertung wurden wir fünfte, und konnten unseren fünften Gesamtrang verteidigen. Uns trennen nach wie vor nur 90 Punkte von der Spitze.
Die Prognosen für die nächsten Tage zeigen leider immer wieder Regen - wir hoffen dass sie nicht stimmen, und darauf, noch ein paar weitere Läufe zu fliegen.
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