Heute Morgen kam zu den gestrigen 8/8 auch noch leichter Regen hinzu, um 9 wurde der Tag abgesagt. Das ist dann unser Ruhetag, wenn's die Bedingungen erlauben fliegen wir von morgen bis Samstag jeden Tag.
Somit stehen wir jetzt genau in der Halbzeit, ein guter Moment für eine kleine Zwischenbilanz:
Die äusseren Umstände für unser Team sind geradezu ideal: Nahezu problemlose Anreise mit nur 1, 2 Stunden Verspätung, der Shuttle-Transfer vom Flughafen nach Valle funktionierte in 11/14 der Fälle reibungslos. Eine super Unterkunft direkt nebem dem Hauptquartier und dem Landeplatz mit viel Platz und allen erdenklichen Annehmlichkeiten wie WiFi, Küche, Waschmaschine und elektrischem Dosenöffner. Danke Martin fürs Organisieren und Danke Liga und SHV für den Service!
In wenigen Minuten läuft man zu einem der unzähligen Restaurants hier, das Essen ist eigentlich immer sehr gut und meistens auch sehr günstig für uns. Dann noch Sonne und angenehme Temperaturen jeden Tag (bis eben gestern) - ein entspanntes mexikanisches Lebensgefühl stellte sich sehr rasch ein.
Die vier Trainingstage vergingen sehr schnell - man könnte fast sagen "wie im Flug": die Valle-Debütanten lernten das Gebiet kennen, die andern frischten ihre Erinnerungen auf, alle genossen die Flüge entlang der legendären Konvergenzlinien hinter dem Startplatz.
Dann ging's los - und wie! Housi gewann den ersten Tag trotz starker Zahnschmerzen, auch die nächsten Läufe absolvierte er im Sturmschritt, um sich möglichst rasch wieder ins Bett legen zu können. Nach fünf der potentiell 10 Läufe liegt er an 16. Stelle.
Steff Wyss legte ebenfalls einen super ersten Lauf hin, musste dann aber vor den bereits von daheim mitgebrachten Rückenbeschwerden kapitulieren. Seinen Schirm lieh er dann grosszügigerweise dem US-Piloten Nick Greece, dessen EnZo im dritten Task irreparabel beschädigt wurde. Nick wollte auf Nummer sicher gehen und liess den Schirm nach dem vierten Tag in der Schweizer Unterkunft, wo er irgendwie auf einer im Boden eingelassenen Halogenlampe endete. Das Resultat: Brandlöcher durch das halbe Obersegel, inklusive einiger Nylonstäbe, wir schätzen uns alle glücklich dass uns nicht das Haus über dem Kopf abgebrannt ist. Feuerpolizeiliche Bauabnahmen scheint's in Mexiko nicht zu geben... Der Schirm wurde gestern am Startplatz von einer ganzen Truppe Fachleute repariert, hat nun stellenweise ein hübsches Marienkäferdesign, und scheint mal fürs Erste wieder einigermassen flugtüchtig zu sein.
Petsch Neuenschwander lieferte, von einem 45-Minuten-Hänger im dritten Lauf abgesehen, eine Demonstration nach der andern dafür, dass er es wie kaum ein anderer versteht, gute Linien zu fliegen. Der Blick in einem Gaggle nach oben endete in der Regel bei seinem roten Spälti-EnZo - darüber kam dann nur noch der Himmel. Der erste Platz im Zwischenklassement ist sehr verdient, allerdings sind seine direkten Verfolger bei den Streichern etwas besser ausgestattet als er.
Regula Strasser konnte sich schnell mit ihrem Materialnachteil (kleiner Schirm der Generation 2011, da die 2012er-Schirme noch nicht in ihrer Grösse zertifiziert sind) arrangieren, ihre defensive Taktik ging meistens auf. Leider wurde ihr Effort im vierten Lauf nicht belohnt, sie erreichte das Ziel nach der Task Deadline und verlor so wertvolle Punkte im Kampf um Platz zwei in der Damenwertung mit der Franko-Japanerin Seiko Fukuoka-Naville. Nach hinten konnte sie sich aber ein komfortables Polster erarbeiten.
Steph Morgenthaler flog wie gewohnt seine ganz eigenen Routen, was ihm häufig Erfolg bringt, aber auch ein erhöhtes Absteh-Risiko in sich birgt. Da in diesem Wettbewerb die schlechtesten 25% unserer Resultate gestrichen werden (mehr dazu weiter unten) dürfte die Taktik auch für ihn längerfristig aufgehen. Aktuell liegt er auf dem 20. Zwischenrang.
Urs Schönauer, Joël Debons und Anders Baerheim flogen meist in der immer sehr grossen Führungsgruppe (40, 50 Piloten) mit und konnten sich so im vorderen Drittel der Gesamtrangliste einen gute Ausgangsbasis für die zweite Wettbewerbshälfte schaffen. Urs liegt an 24. Stelle, Anders an 34., Joël an 41.
Die drei Superfinal-Neulinge Adrian Hachen, Michael Maurer und Dominik Frei liessen sich von den grossen Namen um sie herum wenig beeindrucken und zeigten mehrmals sehr vielversprechende Aktionen. Adrian liegt nun an 50. Stelle, Dominik an 66., Michael an 80. Angesichts des immensen Niveaus in diesem Wettbewerb, und der illustren Namen die sich ebenfalls in diesem Bereich der Rangliste tummeln, eine tolle Leistung.
Ich selber konnte meine Strategie - anfangs jeden Tag ins Ziel fliegen und in der zweiten Woche angreifen - in den ersten drei Tasks gut umsetzen, am vierten Tag wählte ich aber nach 2/3 der Strecke die falsche Abzweigung und versenkte mich im Lee des Plateaus. Da der gestrige Task auch nicht sehr weit ging, hab ich meine zwei Streicher wohl schon verbraucht und kann mich jetzt wieder auf darauf konzentrieren, sicher ins Ziel zu fliegen um den 70. Zwischenrang möglichst weit hinter mir zu lassen. Bis morgen klingt dann hoffentlich auch der Schweizer Grippeimport noch ein bisschen weiter ab...
Bei den Teams liegt das Spälti-Team mit Urs, Petsch, Steff Wyss und Regula an zweiter Stelle, in der dieses Jahr zum letzten Mal geführten Nationenwertung liegt die Schweiz ebenfalls an zweiter Stelle, hinter Frankreich und vor Italien.
Unsere Flüge können übrigens jeweils live mitverfolgt werden. Das funktioniert hier in Mexiko aus technischen Gründen nicht immer so gut wie an andern Orten, aber in etwa lässt sich dennoch ein Bild der Ereignisse machen. Die Live-Tasks finden sich auf
LiveTrack 24.
Nachdem die Rangliste veröffentlich ist, können die Tasks jeweils als Google Earth-Animationen heruntergeladen werden, so dass man die Flüge des ganzen Feldes oder einzelner Piloten Schritt für Schritt nachvollziehen kann: Auf der
Seite mit allen Tasks findet sich für jeden Task ein schwarzer Balken mit einem "Get Animation"-Link.
Und zu guter Letzt noch etwas zu der Art und Weise, wie das hier funktioniert mit den Streichresultaten: Wir verwenden ein System namens FTV - Fixed Total Validity. Die Idee von FTV erklärt
diese Seite sehr gut. Ein gut nachvollziehbares Beispiel gibt es
hier. Für den PWC Superfinal ist der FTV-Faktor 25% - das heisst, von den geflogenen Tasks zählen die besten 75% der Resultate jedes einzelnen.
Wir sitzen gerade gemütlich vor einem Cheminée-Feuer, draussen hat's etwas aufgeklart...
Alfredo Studer on Monday, 30. January 2012, 23:42