Kaspar schaffte es gestern bis ins Aostatal, doch nun der Reihe nach: Mit Chris, dem Kameramann von Red Bull, legte Kaspar kurz vor Mittag wieder los. Er kam einmal mehr sehr schnell voran. Ich brauste mit unserem High-Tech-Bus gerade durch Visp (musste ja zuerst vom Startplatz runter rennen und die endlos lange Strasse ins Haupttal hinter mich bringen), als ich durchs Telefon erfuhr, dass Kaspar „The Eagle“ schon in der Nähe von Les Diablerets sei. Von der Autobahn aus sah ich ihn dann das Wallis nach Süden queren, auf etwa 3300m. In Veysonnaz hängte er sich in den Talwind, soarte auf und konnte kurz darauf den ersten Wendepunkt (juppiie!!) schnappen. Sehr hoch flog er weiter dem Grossen St. Bernhard entgegen. Unten im Tal hatte ich eine Rallye mit mir allein und kämpfte mit der Hitze. Wem auch immer sei Dank hat mal jemand die Wassersprinkler erfunden (und im trockenen Wallis sind sie zu Hauf vorhanden): Welche Wonne, sich von dem kühlen Wasser abspritzen zu lassen! Taufrisch passierte ich den Pass und die Grenze. Kaspar war gleichzeitig unterwegs zur Krete nördlich des Aostatals. Ja und dann wurden wir arg ausgebremst! Kaspar schaffte es knapp nicht über eine Krete und musste zu Fuss rauf. Unterdessen fuhr ich ins Aostatal und bog gegen Süden zum Eingang des Val Savaranche (Gran Paradiso) ab, um ihm die Windverhältnisse mitzuteilen. Leider strandete unser Lieblings-Obersaxner auf ca. 1800m neben einer Alp auf der Nordseite des Haupttales. Die Zeit lief uns davon: bevor er wieder startklar war, kam der Abwind, keine Chance mehr für ihn wegzukommen. Da Kaspar keine Karte dabei hatte, dauerte es lange, bis wir seine genaue Position ermittelt hatten. Und für mich war es zum Schluss auch nicht ganz einfach anhand einer 200’000er Karte diesen kleinen Alpweg zu finden. Aber es ist geglückt! Die Nacht war wunderschön so hoch über dem Tal, mit Sternenhimmel und massivem Wetterleuchten im Norden…da wo unsere Konkurrenten fest sassen.
Heute morgen (Montag) sah die Luft labil aus, man konnte erkennen, dass während des Tages einige „nasse“ Zellen vorüber ziehen würden. Deshalb entschied sich Kaspar am frühen Morgen auf die andere Talseite abzugleiten, um zu Fuss Richtung Gran Paradiso weiter zu kommen. Ich hatte dazwischen noch eine kleine, aber wichitige Reparatur zu machen: Tags zuvor war unser elektrisches System im Bus ausgestiegen. Leider waren es nicht die Sicherungen – die habe ich gefunden und kontrolliert. Ein Fachmann musste her: In einem kleinen Nest im Val Savaranche lebt Sandro, ein pensionierter Mechaniker, der scheinbar Reparaturen aller Art im ganzen Tal erledigt. Auch unser Problem konnte er beheben! Ohne mobilen Strom geht es bei der ganzen Technik, die wir mitführen, fast nicht.
Nach dem Mittag standen wir mit dem Bus zuhinterst im Tal am Wanderweg über den Pass (Col di Nivolet), und hofften schwer, dass da bald eines der längeren blauen Löcher vorbei kommen würde, das uns der Meteodienst versprochen hatte.
Nach drei Uhr lief Kaspar im Sonnenschein los und erreichte gegen halb sechs die andere Seite des Passes. Derweil ich etwa 150 km um den Berg herum brauste und meinen Schützling unter der Passhöhe wieder antraf – gerade rechtzeitig, denn kurz danach ging ein Platzregen nieder. Nach einem vergeblichen Versuch, ins Tal abzugleiten (Nebel, Regen, falscher Wind), entschieden wir uns, die Nacht hier oben auf 2500m zu verbringen. Kaspars Plan ist es, morgen früh kurz nach sechs zum Stausee (Ceresole, Val di Locana) hinunter zu fliegen, um den nächsten Pass Richtung Süden zu erklimmen. Von dort möchte er möglichst zum Val di Susa fliegen, ein frommer Wunsch, falls das Wetter weiterhin so launisch ist. Mal schauen, was der nächste Tag bringt.
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