Meteo: Rückblick aufs Weekend
Wie üblich versuche ich das Weekend und insbesondre den Entscheid (Absage) kurz zu analysieren.
Grundsätzlich:
Es musste Freitag Mittag entschieden werden. Die von mir kontaktierten Piloten wollten den Entscheid nicht auf Samstag Mittag verschieben. Und wegen der superflachen Druckverteilung und dem tiefen Druck war es für die Prognostiker extrem schwierig, eine Prognose für die Wolkenentwicklung zu machen.
Samstag:
Eigentlich dachten wir, dass der Tag recht schön beginnt und hatten Bedenken, dass mittelhohe und hohe Bewölkung schon um die Mittagszeit abschattet. Siehe Wetterkarten im Bericht vom Freitag: Ab 13:00 UTC (14:00) beinahe 100% Abdeckung. Es begann aber viel feuchter als angenommen, in Graubünden und wohl in den ganzen östl. Voralpen lösten sich die tiefen Wolken (hochnebelartige Bewölkung mit Top 2800m) gar nicht auf.
In Grindelwald ging deswegen relativ lange nichts, Piloten berichteten von thermischen Bedingungen (bei starker Abschattung) von 13-15 Uhr. Die Abschattung konnte also die Thermikentwicklung nicht ganz verhindern (Frühling!). Allerdings hätte nur mit viel Glück ein sehr kleiner Task realisiert werden können. Wahrscheinlich wären wir aber zu früh gestartet, da der Wetterbericht ja komplette Abdeckung am Nachmittag prognostizierte.
Am Niederhorn wurde ein 37-km-Flug realisiert. Hierzu: Wir hatten das Niederhorn besprochen, es ist als Startberg aber nicht sehr beliebt (Rückenwind). Zudem hätte das kurze Thermik-Fenster wohl auch keinen Task ergeben.
Die besten Bedingungen waren wie prognostiziert in der Innerschweiz, allerdings sozusagen im Flachland. Der Flug am Bodensee von Beat Ritzmann war sozusagen nur eine Thermik...
Was können wir lernen:
- Im Frühling und bei guter Labilität gehts oft selbst bei beinahe 100%iger Abschattung
- Ein ligataugliches Gebiet in den Innerschweizer Voralpen suchen (für flachlandähnliche Flüge)
Sonntag:
Die Prognosen waren am Freitag Mittag für die Alpennordseite schlecht. Siehe Cosmo 7-Forcast "Precipitation". Allerdings zeichnete sich schon am Freitag Mittag eine leichte Verbesserung in den Modellen ab. Man hätte den Entscheid auf Samstag Mittag verschieben sollen, was aber nicht erwünscht ist.
Wahrscheinlich hätten wir aber nicht mal am Samstag Mittag für den Sonntag angesagt. Unten hierzu der "Toptherm" von Samstag für für Sonntag (also die Info, die wir am Samstag Mittag zur Verfügung gehabt hätten). Erst am Samstag Abend kam eine korrekte Voraussage.
Was können wir lernen:
- wir sind von den Prognosen abhängig. Wir können uns Mühe geben, diese gut zu interpretieren, aber dennoch sind wir diesen ausgeliefert.
- man denke an die letzte SM Grindelwald - wir sassen 3 Tage im Nieselregen trotz wesentlich besseren Prognosen
- die Wolken-Prognosen sagen nur ungenügend genau die Dichte voraus. Eine Sonnenschein-Dauer Karte wäre interessant.
Immerhin war die Prognose vom Freitag (inneralpin ist es am besten) korrekt, und wer ins Wallis reiste hat es wohl nicht bereut. Zu beachten übrigens auch der Flug von Matthew Pellegrini im Tessin! Gratulation.
Wir definieren jeweils an der Ligaversammlung im Herbst, wie viel (Fahr-)Aufwand wir für welche Wahrscheinlichkeiten betreiben wollen. Ich würde mal sagen, zu 90% oder mehr hat sich unser System bewährt. Wir rücken beim SLC nur selten aus ohne Task-Erflog und noch weniger verpassen wir einen Task (ich denke Sonntag war einer der ersten überhaupt). Grundsätzlich halte ich unser flexibles System als einer der Erfolgs-pfeiler der Liga: Wir werden nicht demotiviert durch lange unnötige Einsätze und endlose Wartereien an Startplätzen. Ligatrainings sollen Spass machen!
TopTask / Toptherm / Regtherm
Micha Sigel hat mich darauf hingewiesen: Bei TopTask gibts Thermikprognosen für drei Tage. TopTask ist eine Javaanwendung zu finden bei www.flugwetter.de (kostenpflichtig).
TopTask / Toptherm ist eine Weiterentwicklung des Regtherm durch den DWD (Deutscher Wetter Dienst, wird unter dem Namen Regtherm von MeteoSchweiz immer noch angeboten) und verwendet ausschliesslich Cosmo-EU-Daten plus (für den aktuellen Tag) Stationsbeobachtungen (WMO).
Cosmo EU verwendet übrigens das deutsche GME für die Eingangsdaten. Cosmo 2 und 7 verwendet ECMWF-Daten (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts). Untersuchungen haben gezeigt, dass ECMWF besser prognostiziert als GME. Ob dies nun einen Einfluss hat auf die Qualität von Regtherm ist fraglich. Wichtig zu wissen ist, dass Regtherm / TopTask / Toptherm mit einem andern globalen Modell gerechnet wird als Cosmo-2+7. Unterschiede sind also normal und auch willkommen, da sie uns Hinweise für unsere individuelle Prognose geben können.
In zwei Wochen ist das nächste Ligafliegen - hoffentlich mit einfacher zu prognostizierenden Wetterverhältnissen :-)
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