Vercofly 2023 - Warum nicht die kürzeste Route die effizienteste sein muss
Sebastian Weber
3. October 2023
Vercofly
Das diesjährige Vercofly fand im letzten Septemberwochenende statt.
Eine perfekte Wetterprognose mit schwachen bis mässigen Winden und leicht bis moderater Herbstthermik versprach ein perfektes Rennen.
Der Start in Crêt du Midi fand am Do um 1100 Uhr statt. Der Rennmodus war ein "Score Race", das heisst die Reihenfolge der angesteuerten Hütten war den Athleten überlassen. Somit würde neben einer guten Fitness, fliegerischem Können (inbesondere Starts in anspruchsvollen hochalpinen Gelände) die Taktik eine entscheidende Rolle spielen.
In der Adventure Kategorie durften die Teilnehmer auch Bergbahnen nutzten und waren nicht gezwungen, die Hütten am Boden zu erreichen. Somit fällt bei guter Thermik eine eventuell anspruchsvolle Landung weg, d.h es ist das perfekte Rennen für den Einstieg in Hike and Fly Wettkämpfe. Vorausgesetzt hochalpine Starts bereiten kein Problem.
In der Competition Kategorie mussten die Hütten am Boden erreicht und per Selfie oder Hüttenstempel der Beweis erbracht werden. Erlaubt ist zu Fuss oder mit dem Gleitschirm fliegend - so wie man es von einem H&F Wettkampf kennt.
Insgesamt mussten 15 Hütten angesteuert werden; 6 im Val d`Herens, eine im Val de Moiry (Cabane de Moiry), 3 im Val d`Anniviers und 5 auf der Nordseite des Walliser Haupttales. Somit sollte dieses Jahr also auch einen Abstecher in den Kanton Bern gemacht werden.
Die meisten Athleten entschieden sich den Weg zu Fuss zur Becs de Bosson - 1100 Höhenmeter und 10km Distanz. Andere wiederum flogen nach dem Aufstieg zum Roc d`Orzival Richtung Val d`Anniviers los. Andere sind direkt Richtung Norden über das Walliser Haupttal geflogen. Danach verstreute es sich stark und es war als Zuschauer nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten.
Die Thermik setzte, wie in dieser Jahreszeit üblich, erst sehr spät ein.Zudem war sie nicht konsistent. Dies aufgrund der Tatsache, dass die Täler lange Zeit noch im Schatten sind und nicht die Möglichkeit haben, sich früh zu erhitzen. Dementsprechend waren die Süd- und insbesondere Westhänge am Nachmittag bevorzugt. Folglich wurde Geduld in der Luft, am richtigen Startplatz zu sein am Boden wichtige Komponenten des Erfolgs.
Bergspezialist Sam Anthamatten hatte diese Taktik am ersten Tag am Besten umgesetzt und konnte von den aufgeheizten Westflanken auf seiner Routenwahl im Val d`Anniviers profitieren.
Die Gruppe um Florian Auth, Chrisopher Fromm, Sebastian Weber entschieden sich fürs Val`Herens und kürzester Route im Gegenuhrzeigersinn. Nach einem ersten kurzen Flug vom Roc de la Tsa und keinem grossen Höhengewinn landeten sie deutlich vor der Cabane de Becs de Bosson. Man konnte schön sehen, dass für ca. 1km Laufdistanz gerade so die Strecke erreicht ist, wo es sinnvoll ist den Schirm zu packen und nicht im "Mushroom" hochzutragen. Patrick Harvey-Collard hat die Strecke zu Fuss zurückgelegt und die noch zu schwachen Bedingungen gut eingeschätzt.
Eine weitere Interessante Facette der Taktik beim diesjährigen Vercofy war die Hüttenwahl. Während nur noch wenige Hütten bewirtet waren, sind viele schon in die Herbstpause gegangen und so war es wichtig, wenn man eine unbewirtete Hütte erwischte, diese mit genügend Essen und Akku anzusteuern.
Lange Zeit sah es so aus, als ob es einen Start Ziel Sieg von Sam Anthamatten gäbe. Es wurde nochmals spannend, als Sebastian Weber auf dem Streckenflug Richtung Lötschental gut unterwegs war und bis dahin keine Hütte ausgelassen hatte im Süden.
Allerding konnte Sam aufatmen, als sein Konkurrent am Soaringhügel oberhalb Gampel am späten Nachmittag nicht mehr aufdrehen konnte.
Somit zeigte sich, dass der Gewinner zwar nicht die kürzeste Route, aber die fliegerisch effizienteste ausgewählt hat. Herzlichen Glückwunsch!
Podest Competition
1. Samuel Anthamatten
2. Sebastian Weber
3. Patrick Harvey-Collard
Podest Adventure
1. Frédéric Monnet
2. Marc Favroud-Coune
3. Philip Käsermann
Herzliche Gratulation auch dem einzigen Tandempiloten Giorgio Traverso, der sich zusammen mit seiner Freundin mutig in das Abenteuer stürtzte. Wer von den beiden mehr Mut beweisen musste, überlasse ich dem Leser.
Herzlichen Dank an dieser Stelle den Initiatoren dieses Wettkampfs und Hike and Fly Urgesteine Laurent Monneron und Laurent Borella, welche das Know How dem starken lokalen Nachwuchs Antoine Wicki und Gregory Mauro weiter gaben.
Danke Christopher Fromm als Vertreter von Burnair, welche für Live Tracking und Wetterprognose zuständig waren. Insbesondere die morgentlichen Wetterbriefings waren sehr aufschlussreich.
Danke dem Organisator Michu Witschi mit seinem Team, der mit Herzblut dafür sorgt, dass der Anlass reibungslos über die Bühne ging.
Herzlichen Dank weiter allen Sponsoren und Vercorin.
New Comment