Valle de Bravo, etwa drei Autostunden westlich von Mexico City gelegen, gilt ja in (Nord-)Europa schon länger als eine der besten Destinationen überhaupt für Gleitschirmpiloten, welche sich mit der langen winterlichen Thermikpause zuhause nicht abfinden möchten. Konstant gutes Flugwetter, abwechslungsreiches Terrain, freundliche Leute, gutes Essen, günstige Transportmittel und Unterkünfte, Paraglider's Paradise...
Und so zog es denn anlässlich der sechsten Austragung des
Monarca Paragliding Opens auch eine kleine Schweizer Delegation, bestehend aus Anja Kroll und Jörg Ewald, in dieses Paradies, um das Gebiet der Weltmeisterschaften 2009 schon mal etwas auszukundschaften, und eben auch, um sicherzustellen, dass beim Beginn der europäischen Saison die erforderlichen Flugfähigkeiten noch vorhanden sind.
Zusammen mit der direkt anschliessenden Vor-WM diente das Monarca Open als Hauptprobe für die nächsten Weltmeisterschaften – sowohl für die Organisatoren wie auch für viele Wettkämpfer. Dementsprechend hoch war das Niveau: Mit den Valic-Brüdern, Greg Blondeau, nahezu allen bekannten US-Piloten und vielen starken Südamerikanern stellte sich ein sehr potentes Teilnehmerfeld den im Vergleich zum Vorjahr deutlich schwieriger gesteckten Flugaufgaben – und meisterte die täglich mit Bravour. Sogar im schwierigesten der jeweils rund 60 bis 70 km langen Tasks schafften es noch 16 der fast 150 Teilnehmer ins Ziel.
Interessanterweise hiess der Tagessieger in jedem der sechs Läufe Valic – dreimal Urban, dreimal Aljaz. Da aber beide an zwei der jeweils andern drei Tagen vor dem Ziel abstanden, schaffte es keiner der beiden auf's Podest: Valle de Bravo verlangt nach einem sehr variablen Flugstil, die schnellen, durch Konvergenzlinien unterstützten Strecken werden immer wieder durch Passagen unterbrochen, wo auch die besten Piloten besser mal zwei Gänge runterschalten und sich viel Zeit lassen, um den Anschluss zu schaffen und wieder ins Gas stehen zu können. Am besten schaffte das der Venezuelaner Michael Von Wachter.
Im Schweizer Team hiess die Vorgabe primär „Gas geben“ - wir wollten schnell fliegen, mit dem Führungspulk mithalten oder mindestens in Sichtweite bleiben. Das gelang uns beiden auch super gut an den ersten drei Tagen, wurde aber nicht wirklich belohnt: Am ersten Tag frass uns eine grossflächige Abschattung, am zweiten gingen wir direkt hinter Urban Valic in den (sich sehr riskant anfühlenden) Endanflug und kamen um 5 km (Jörg) respektive 70 m (Anja) zu kurz. Nach einem weiteren Absaufer am dritten Tag – die sehr zyklische Thermik mehrmals verfehlt – passten wir unsere Taktik etwas an, liessen am vierten Tag vor der Schlüsselstelle (längerer Ausflug ins Flache) ein paar „Thermikmarkierungen“ an uns vorbeiziehen und schafften es endlich auch mal ins Ziel. Der fünfte Tag führte zu einer Boje viel weiter im Süden als unsere Karte reichte, und dann wieder zurück ins Gebiet von Valle. Anja wurde abgehängt – zuerst vom Führungspulk, dann auch noch von einer todsicher ausschauenden Thermik. Jörg hatte mehr Glück, zusammen mit vier andern schaffte er es, die direkte Linie über recht flaches, aber stetig ansteigendes Terrain zu fliegen und genau an der zweitletzten Boje wieder auf den Hauptpulk zu treffen, der einen grossen Umweg über eine Bergkette geflogen war. Der siebte Rang an dem Tag war eine willkommene Belohnung, endlich ging's auch wieder aufwärts in der Rangierung. Am letzten Tag dann ein kurzes Rennen mit viel schneller Konvergenzfliegerei, klassisches Valle de Bravo, Jörg holte nach einem Hänger gut auf und ging als 19ter über die Linie, Anja flog ihr ganz eigenes Ding (und zeigte damit, dass sie das Gebiet so langsam zu verstehen begann) und kam als 23te ins Ziel. Damit sicherte sie sich den ersten Rang in der Damenwertung.
Die Organisation war etwas vom besten, das wir je an einem Gleitschirmwettkampf erleben durften, und dank der Stechmücken am Landeplatz in Valle de Bravo werden wir auch noch in den nächsten paar Wochen ständig an unseren Ausflug ins Paraglider's Paradise erinnert werden.
Rangliste Damen1. (54.) Anja Kroll (CHE, Gin Boomerang 5)
2. (82.) Camila Antonorsi (VEN, UP Trango 3)
3. (93.) Joanna Di Grigoli (VEN, Gradient Avax XC 2)
Rangliste Overall1. Michael Von Wachter (VEN, Niviuk Icepeak XP)
2. Eric Reed (USA, Niviuk Icepeak XP)
3. Matt „Farmer“ Beechinor (USA, Niviuk Icepeak XP)
4. Carlos Daniel Gomez Garcia (VEN, Gin Boomerang 5)
5. Urban Valic (SLV, Macpara Magus 5)
6. Aljaz Valic (SLV, Macpara Magus 5)
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36. Jörg Ewald (CHE, Niviuk Icepeak)
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54. Anja Kroll (CHE, Gin Boomerang 5)
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